Doppelter Asylantrag: Behörden warnen vor vermehrter Einreise anerkannter Flüchtlinge aus Griechenland
Die Behörden warnen vor einer verstärkten Einreise anerkannter Flüchtlinge aus Griechenland
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In Griechenland anerkannte Flüchtlinge dürfen sich im Schengen-Raum frei bewegen. Laut einem vertraulichen Bericht fliegen einige nach Deutschland, wo andere dann erneut Asyl beantragen. Der Rückstoß nach Griechenland gelingt selten.
D.Die Sicherheitsbehörden warnen vor der zunehmenden Zahl von Flüchtlingen aus Griechenland, die bereits anerkannt wurden, um erneut in Deutschland Asyl zu beantragen.
Nach einem internen Bericht von WELT AM SONNTAG Gemeinsames Analyse- und Strategiezentrum für illegale Migration „Seit Mitte Juni 2020 hat die Sekundärmigration auf dem Luftweg von Griechenland nach Deutschland erheblich zugenommen“. Neben der Lockerung der Koronamaßnahmen ist der Hintergrund, dass die griechische Regierung seit dem 1. Juni „die im Januar in Kraft getretene Verordnung“ durchgesetzt hat, wonach anerkannte Flüchtlinge nicht mehr in ihrer zuvor zur Verfügung gestellten Unterkunft bleiben dürfen „.
Ebenso „hat die griechische Migrationsbehörde mehr Reisedokumente für Flüchtlinge ausgestellt“. In dem vertraulichen Bericht wird darauf hingewiesen, dass Flüchtlinge mit ihrer Anerkennung gleichzeitig eine Aufenthaltserlaubnis erhalten, einschließlich des Rechts, innerhalb des Schengen-Raums zu reisen, was sie zur legalen Einreise über Flughäfen oder Landgrenzen berechtigt. Dem Bericht zufolge könnten diese Faktoren bald „zu einem Anstieg der Zahl der erstmaligen Asylanträge in Deutschland führen, da einige dieser Personen bereits nach ihrer Einreise einen Schutzantrag gestellt haben“.
Derzeit liegt die Zahl der Erstanträge mit etwas mehr als 7.000 im Juli und August noch unter dem Niveau der Monate vor der Corona-Krise, als sie meist bei rund 11.000 lag. Trotz des starken Rückgangs der Zahl der Ankünfte aufgrund der Koronapandemie wird Deutschland im Jahr 2020 eine noch stärkere Zuwanderung von Asylbewerbern verzeichnen als in den Jahren vor 2013, als die Migrationskrise an Fahrt gewann. Es ist besonders problematisch, dass nur etwas mehr als ein Drittel der Asylbewerber anerkannt wird, aber nur wenige der Abgelehnten abgeschoben werden oder das Land verlassen.
Nach internen Einschätzungen der Berliner Sicherheitskreise ist das inzwischen wachsende Phänomen der zunächst legalen Einreise anerkannter Flüchtlinge aus Griechenland, einschließlich des darauffolgenden erneuten Asylantrags, seit langem angekündigt.
Seit Ende 2018 sind in Deutschland anerkannte Flüchtlinge auf deutschen Flughäfen aufgefallen, von denen einige Asyl beantragten – was nach heutigem Rechtsgutachten der Bundesregierung eine direkte Rückkehr nach Griechenland generell ausschließt. Asylanträge von Flüchtlingen, die bereits in anderen Ländern anerkannt wurden, werden in Deutschland als „unzulässig“ abgelehnt, ihre Abschiebung in den zuständigen Staat ist jedoch selten erfolgreich, insbesondere nach Griechenland. Da es mit der aktuellen Rechtslage in Deutschland unvereinbar ist, Menschen vollständig von Unterkunft und Sozialleistungen auszuschließen, sind die Doppelasylbewerber immer noch in Häusern untergebracht und erhalten in der Regel nach einer Weile einen tolerierten Urlaub, was wiederum in der Regel nach einigen zu einer Aufenthaltserlaubnis führt Monate oder Jahre.
Nach internen Einschätzungen der Berliner Sicherheitskreise ist seit Ende 2018 ein weiteres Problem erkennbar: In Griechenland anerkannte Flüchtlinge sind nach Deutschland geflogen – was nach der aktuellen Rechtslage für Kurzaufenthalte von bis zu 90 Tagen pro Halbjahr zulässig ist – und präsentierte ihnen dann mit einer imaginären Identität einen Asylantrag. Sie entsorgten ihre griechischen Dokumente, bevor sie am Flughafen ankamen. Den Berliner Sicherheitsgruppen zufolge wird die Bekämpfung des Problems noch schwieriger. Die Eurodac-Registrierungen von in Griechenland anerkannten Flüchtlingen, die in Deutschland unter falscher Identität Asyl beantragt haben, wurden entweder nach der Anerkennung in Griechenland gelöscht oder waren für andere EU-Länder nicht mehr sichtbar. Das Bundesinnenministerium wollte auf eine Anfrage von WELT AM SONNTAG nicht antworten, ob in Griechenland anerkannte Flüchtlinge aus der EU-Datenbank Eurodac gestrichen würden.
Die schwarz-rote Bundesregierung hat noch keine geeigneten Maßnahmen ergriffen, um den Missbrauch des Asylsystems durch Menschen zu bekämpfen, die Schutz vor sicheren Ländern suchen. Jetzt steht sie vor einem weiteren Problem: Griechenland erkennt viel mehr Flüchtlinge an, bietet ihnen jedoch keine dauerhafte Unterkunft und wenige Beschäftigungsmöglichkeiten – sondern die Freiheit, innerhalb der EU zu reisen.
Dieser Text stammt von WELT AM SONNTAG. Gerne liefern wir sie regelmäßig zu Ihnen nach Hause.
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