Dezember 23, 2024

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IG Metall-Chef beschuldigt Unternehmen der Entwaldung – Wirtschaft

Die Zahl ist schockierend: Allein in den Filialen der IG Metall haben Unternehmen innerhalb von zwölf Monaten angekündigt, mehr als 200.000 Arbeitsplätze abzubauen – von Autos bis Stahl, von Flugzeugen bis Küchen. Die Gewerkschaft beschuldigt nun Unternehmen wie Conti oder Schaeffler, Corona als Ausrede zu benutzen. „Eine Reihe von Arbeitgebern nutzt die Krise, um die Kahlschläge in Deutschland anzugehen und die Arbeit in Niedriglohnländer zu verlagern“, sagte IG Metall-Chef Jörg Hofmann Süddeutsche Zeitung: „Wenn einige Unternehmen gleichzeitig Liquiditätshilfe oder andere steuerfinanzierte Unterstützung in Anspruch nehmen, ist dies ein Skandal.“

Nach Jahren des Booms baut die deutsche Industrie massenhaft Arbeitsplätze ab. Welche davon ist auf die Pandemie zurückzuführen, welche auf den Strukturwandel und was ist einfach eindeutig? Finden betroffene Arbeitnehmer jemals neue Jobs? Die Gewerkschaften widersetzen sich zunehmend den Plänen.

Erfolgreiche Sektoren wie die Autoindustrie und ihre Zulieferer befanden sich bereits vor der Corona im Abschwung, analysiert Dominik Groll vom Institut für Weltwirtschaft (IfW). „Strukturelle Probleme wie der seit einiger Zeit andauernde Abgasskandal und die Umstellung auf Elektromobilität treten nun voll in Kraft. Unternehmen nutzen dies als Gelegenheit, um den Strukturwandel schneller voranzutreiben als ohne Corona. „“

Corona, sagen die Manager der Autoindustrie, hat der Branche in den letzten Monaten den Rest gegeben. Aber Sie brauchten keinen Virus für die große Krise – Sie hatten ihn bereits. Es geht um sehr einfache Beziehungen in dieser Branche, die sich derzeit im Umbruch befindet: Für den Bau eines Elektroautos werden weit weniger Menschen benötigt als für die Herstellung eines Autos mit Benzin- oder Dieselmotor.

Die Zeiten der Kolben und Dieselpumpen sind vorbei

Und: du brauchst andere Leute. Wenn also irgendwann in den nächsten Jahren insbesondere Elektroautos auf den Markt kommen, ist die Ära der Kolben und Dieselpumpen vorbei. Wie genau wird es in den nächsten Jahren passieren? Niemand weiß. Woher kommst du? In der Autoindustrie wurde der Verbrennungsmotor seit Ende des 19. Jahrhunderts ständig weiterentwickelt – ein solcher revolutionärer Umbruch ist seit der Erfindung des Autos nicht mehr aufgetreten. Und das ist nicht das einzige Problem. Handelskriege, der wirtschaftliche Abschwung in Corona, technologischer Wandel: Es gab selten so viele Risiken auf einmal für die Autoindustrie und einige andere Industriesektoren.

Diejenigen, die Autohersteller beliefern, sind besonders stark betroffen. Zum Beispiel Schaeffler aus Herzogenaurach, einem Unternehmen mit fast 85.000 Mitarbeitern. Bis 2022 sollen rund 4400 Arbeitsplätze abgebaut und mehrere Werke verschwinden. Oder der in Hannover ansässige Zulieferer Continental, der weltweit 30.000 Arbeitsplätze hat, davon 13.000 allein in Deutschland. Sie könnten neu ausgerichtet werden, sagen sie. Oder umgesiedelt werden. Oder verschwinden.

Die beiden letztgenannten Varianten sind natürlich ein Horror für IG Metall-Chef Hofmann, ob bei Autozulieferern oder anderswo in der Branche: „Je länger die Krise andauert, desto mehr Druck entsteht auf die Beschäftigung. Aber das Unternehmen muss klar sein: Sie gefährden ihre eigenen Nachhaltigkeit. „

Der 64-Jährige aus Obermetall erkennt voll und ganz, dass Unternehmen mit Dekarbonisierung und Digitalisierung große Aufgaben vor sich haben. Dazu müssten sie in Forschung und Entwicklung investieren – vor allem aber in gut ausgebildete Fachkräfte. „Andernfalls werden sie im internationalen Wettbewerb zu Themen wie Wasserstoff oder Elektromobilität zurückgelassen.“

Ein Blick auf das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen zeigt, welche Veränderungen für die Arbeitnehmer fatal sein können. Hier haben autonome Industrieunternehmen mit vergleichsweise gut bezahlten und mitbestimmten Arbeitsplätzen den größten Stellenabbau angekündigt. Thyssenkrupp bis 6000, Hella bis 1350, Deutz bis 1000. Gleichzeitig sucht die Deutsche Post mehr als 10.000 Paketzusteller für die Hochsaison um Weihnachten. Aber solche Jobs werden traditionell weniger gut bezahlt als in der Industrie, wo die Gewerkschaften hohe Löhne durchgesetzt haben.

Oh ja, der Motorenhersteller Deutz will mehr als ein Fünftel aller Arbeitsplätze in Deutschland abbauen, wird aber in Zukunft mehr Komponenten in China herstellen.

Der Münchner Lkw- und Bushersteller MAN ist ein Beispiel dafür, wie aus einer langwierigen Strukturkrise eine Abwärtsspirale werden kann. Bereits im vergangenen Jahr war klar, dass der Lkw-Markt ins Stocken geraten würde. Spediteure warten, bevor sie neue LKWs kaufen. Schlechte Nachrichten für eine Branche, die jeden Euro Gewinn benötigt, um in neue Technologien zu investieren. Anfang des Jahres war von einem Abbau von 6.000 Arbeitsplätzen die Rede. Dann kam Corona und vor ein paar Tagen die schlechte Nachricht: 9500 Jobs sollten gehen, jeder vierte.

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