Der FC Bayern München und seine Strategie mit den Talenten: So gut ist die neue Generation
Die Koronakrise macht auch vorher FC Bayern nicht aufhören. Die Münchner waren jahrelang stolz auf das berüchtigte Festgeldkonto, mit dem sie auch die teuersten Spielerkäufe finanzieren konnten. In diesem Sommer, nach dem Transfer von Leroy Sané, passierte nichts. Die Bayern brauchen das. Ziemlich groß.
Obwohl die Münchner Mannschaft gerade erst die Champions League gewonnen hat, ist es schwierig, die Qualität des Kaders an der Spitze zu verbessern. Nur: Mehrere Spieler haben den Verein bereits verlassen oder stehen kurz vor dem Aus: Ivan Perisic, Philippe Coutinho, Javi Martínez, Álvaro Odriozola und vor allem Spielmacher Thiago. Die Bayern haben jetzt den kleinsten Kader der Bundesliga – und einen vollen Terminkalender. Bis Weihnachten spielen sie fast ununterbrochen zweimal pro Woche.
Aber auch die Bayern scheinen in der unsicheren Corona-Zeit ihr Geld zusammenzuhalten. Man muss nicht immer von Neuverpflichtungen sprechen, kann aber durchaus auf den eigenen Nachwuchs aufbauen, sagte Vorstandsmitglied Oliver Kahn nach dem 8: 0 gegen Schalke letzten Freitag.
Die Bayern werden noch einige Transfers vornehmen. Tatsächlich könnte dies eine neue Strategie für den FC Bayern sein: den Jugendlichen eine Chance zu geben. Es wäre neu, denn seit der Generation um David Alaba und Thomas Müller konnte sich kein Jugendspieler bei den Bayern behaupten. Das war vor zehn Jahren. Aber jetzt drängen junge Spieler ihren Weg. Kein Wunder, dass allein der neue Bayern-Campus rund 70 Millionen Euro gekostet hat. Die erste Belohnung war die dritte Meisterschaft der U23 in der vergangenen Saison. Der nächste Schritt ist, dass junge Spieler mit den Profis durchbrechen.
Wer sind Bayerns neue Talente? Und welcher von ihnen hat die größten Erfolgschancen?
Die Verteidigung
In dem Die Vertragsverlängerung von David Alaba schreitet nicht voranein ausstieg des österreichers erscheint denkbar. Ohne ihn hatten die Bayern nur fünf erfahrene Verteidiger: Jérôme Boateng, Benjamin Pavard, Lucas Hernández, Niklas Süle und den jungen Star Alphonso Davies.
Auch wenn Alaba bleiben sollte: Es ist nur logisch, dass der Verein seine Verteidigung stärken will. Er zeigt Interesse Sergiño DestWer ist derzeit unter Vertrag mit Ajax Amsterdam. Dest ist ein ausgebildeter Flügelspieler, wird aber bei Ajax als offensiver Außenverteidiger eingesetzt. Der 19-jährige Amerikaner erinnert an Davies aus seinen Einrichtungen, nur dass er sich auf der rechten und nicht auf der linken Seite befindet. Dest pflügt die gesamte Mannschaft, hat viel Geschwindigkeit und Kreativität, fällt aber defensiv ab – und gilt auch als möglicher Einstieg beim FC Barcelona.
Die Bayern haben bereits in der Sommerpause Tanguy Nianzou Kouassi PSG-Trainer Thomas Tuchel wurde von Paris Saint-Germain verpflichtet – sehr zum Missfallen der Pariser – und hatte den Innenverteidiger als Stammspieler geplant. Nianzou gilt in seiner Position als eines der größten Talente der Welt. Seine Fähigkeiten erinnern an Mats Hummels: Von der Verteidigung aus führt er das Spiel mit erschreckend präzisen, langen Pässen ein. Wie Hummels verlässt Nianzou gerne die Defensivkette, aber ihm fehlt immer noch das richtige Timing beim Vorrücken. Um diese Schwäche zu verbergen, wurde er hauptsächlich in Paris im zentralen Mittelfeld eingesetzt. Aufgrund einer Verletzung sind die Bayern noch einige Wochen entfernt.
Chris Richards ist das Gegenteil von Nianzou. Als Innenverteidiger spielt der 20-jährige Amerikaner saubere, aber selten sensationelle Pässe. In der dritten Liga erzielte er in der vergangenen Saison Punkte mit hoher Geschwindigkeit und kurzen, fast immer erfolgreichen Dribblings. Körperlich muss er sich noch verbessern, um gegen die Angreifer der Bundesliga zu bestehen. Er durfte ein wenig gegen Schalke spielen, er wurde ausgewechselt, als das Ergebnis 7: 0 war. In Anbetracht der Personalsituation sollte es nicht sein letztes Spiel für die Profis sein – zumal Richards auch als Rechtsverteidiger spielen kann.
Das Mittelfeld
Joshua Kimmich und Leon Goretzka bilden im Double Six ein beeindruckendes Duo. Hinter ihnen steht jedoch Corentino Tolisso, nur ein erfahrener Ersatz. Im offensiven Mittelfeld gibt es nicht einmal eine etablierte Alternative zum langjährigen Thomas Müller.
Die Tür scheint für die nächste Generation offen zu sein. Es ist fraglich, ob die Sechser die dafür notwendige Klasse haben. Adrian Fein gesammelt bereits Erfahrung mit Hamburger SV. Als Sechser überzeugt er mit einem Überblick, mit seinem kurzen, präzisen Dribbeln erinnert er an Thiago. Seine Leistung brach jedoch nach der Corona-Pause zusammen. Ihm fehlte die Dynamik und Standhaftigkeit in einem Duell, um den HSV konsequent zu überzeugen.
Angelo Stiller ist ein ähnlicher Fußballer wie Fein – und zwei Jahre jünger. Letzte Saison entwarf er das Spiel für die U23 der Bayern. Als Spielmacher aus der Tiefe führte er sein Team mit präzisen Pässen zur Meisterschaft. Im Sommer hätte sich Werder Bremen für ein Engagement interessieren sollen. Wie Fein fehlt es jedoch an Beschleunigung. Beide Spieler sind nicht hundertprozentig für Flicks dynamische Offensivpressung geeignet – und der Trainer ist wahrscheinlich nicht bereit, dort Kompromisse einzugehen.
Die Bayern sind im offensiven Mittelfeld besser aufgestellt. Der Ersatzspieler stach gegen Schalke Jamal Musiala als er zwei Gegner herausdribbelte und es 8-0 machte. Der 17-jährige Deutsch-Engländer ist durch und durch ein Dribbler. Er kann sowohl auf der Zehn- als auch auf der Außenposition spielen. Aufgrund seines Alters handelt Musiala jedoch manchmal zu egoistisch und verpasst den richtigen Zeitpunkt zum Spielen. Flick und Musiala müssen daran arbeiten. Und doch sollte er ins Spiel kommen, wenn sich ein Flügelspieler verletzt.
Der strategisch etwas klügere Mickaël KochenDer 21-jährige sollte eine bessere Chance haben, Müller in der Startaufstellung zu ersetzen. Im Sommer 2019, als er aus Mönchengladbach kam, kostete er den Verein zwölf Millionen Euro und hat bereits 45 Bundesligaspiele bestritten.
Der Angriff
Lewandowski spielt immer. Dies geschieht automatisch angesichts eines Kaders, der keinen nominellen Ersatz für den Starstürmer hat. Wenn der amtierende Torschützenkönig verletzt wird, muss sich Flick auf sein junges Talent verlassen.
Joshua Zirkzee In der vergangenen Saison bestritt er seine ersten professionellen Einsätze und erzielte wichtige Tore gegen Freiburg und Wolfsburg. Er zeichnet sich durch seine Schussstärke und seinen ersten Kontakt aus. Zirkzee ist ein Stürmer, der mitspielt und Bälle für seine Kollegen beanspruchen und fallen lassen kann. Dies passt zur Münchner Fußball-DNA, die einen hohen Ballbesitz und einen aktiv beteiligten Stürmer ermöglicht. Flick kritisierte jedoch oft die schwache Verteidigungsarbeit des Holländers. In der Tat ist das Drücken nicht seine Stärke, zu oft versteckt es sich und bewegt sich nicht ordentlich im Raum.
An diesem Punkt sind andere Stürmer weiter. Nicolas KühnDer 20-jährige ist nicht nur technisch stark und schnell. Als ehemaliger Spieler von RB Leipzig und Ajax Amsterdam hat er auch das Spiel gegen den Ball sehr gut gemeistert. 2019 gewann Kühn die Fritz-Walter-Goldmedaille, die höchste Auszeichnung im Jugendfußball.
Derjenige, der letztes Jahr vom HSV kam, hat auch eine Fritz-Walter-Medaille Jan-Fiete Arp. Nach einer verletzungsbedingten enttäuschenden ersten Saison in München sollte er nun in der zweiten Mannschaft angreifen – und damit seine Chancen bei den Profis erhöhen. Ob Arp die notwendige Körperlichkeit und Geschwindigkeit entwickeln kann, ist offen. Zirkzee und Kühn sollten mehr Chancen auf professionelle Auftritte haben – sollten die Bayern doch nicht auf den Transfermarkt kommen.
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