Altmaier präsentiert Herbstprognose: „Wir stehen am Scheideweg“
Höhere private Ausgaben und steigende Exporte sicherten das Wirtschaftswachstum im Sommer – trotz der Corona-Krise. Das BIP wuchs um 8,2 Prozent – für 2020 erwartet Wirtschaftsminister Altmaier jedoch einen Rückgang.
Nach dem historischen Abschwung der Corona-Krise ist die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal erneut stark gewachsen: Wie das Statistische Bundesamt bekannt gab, wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 8,2 Prozent.
Laut Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bei der Vorlage der Herbstprognose liegen diese Zahlen „weit über den Erwartungen“, die Wirtschaftsforschungsinstitute und die Bundesregierung in früheren Annahmen hatten. Die Entwicklung im dritten Quartal zeigt, dass die deutsche Wirtschaft auch angesichts der Pandemie „freie Wachstumskräfte einsetzen“ kann, sagte Altmaier.
Für die am Freitag vorgelegte Herbstprojektion habe die Regierung laut ihm im dritten Quartal einen Anstieg von nur 6,6 Prozent angenommen.
Prognose für 2020: BIP-Rückgang von 5,5 Prozent
Für das Gesamtjahr 2020 prognostiziert die Bundesregierung jedoch einen Rückgang des BIP um 5,5 Prozent. Zuvor hatte es ein Minus von 5,8 Prozent erwartet. Für 2021 wird eine Steigerung der Wirtschaftsleistung um 4,4 Prozent erwartet; für 2022 eine Steigerung von 2,5 Prozent.
Die neue Prognose für das laufende Jahr hat bereits die jüngsten Resolutionen zur weiteren Stärkung der Koronamaßnahmen von Bund und Ländern berücksichtigt, sagte Altmaier. Für das vierte Quartal wurde zunächst ein Anstieg von 1,1 Prozent festgelegt, der nun auf 0,4 Prozent reduziert wurde.
Höhere private Ausgaben und höhere Exporte
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war das Wachstum im dritten Quartal auf höhere private Konsumausgaben und höhere Investitionen in Ausrüstungsgegenstände sowie einen starken Anstieg der Exporte zurückzuführen. Im zweiten Quartal erlitt das BIP am Vorabend der Kronpandemie einen historischen Absturz und ging im Vergleich zum Vorquartal um 9,7 Prozent zurück.
Trotz der anhaltenden Koronarpandemie erwartet Altmaier für das kommende Jahr ein moderates, aber positives Wirtschaftswachstum. „Wir stehen am Scheideweg, das Pendel kann in die eine oder andere Richtung schwingen“, sagte er in Berlin. Die deutsche Wirtschaft hat jedoch in den letzten Monaten bewiesen, dass sie auch unter Pandemiebedingungen wachsen kann.
Gegen Steuererhöhungen und das Recht, von zu Hause aus zu arbeiten
Altmaier warnte vor neuen Gebühren für Unternehmen und sprach sich gegen Steuererhöhungen aus. Der Minister wandte sich gegen ein von der SPD gefordertes Recht auf Heimarbeit. Ein Rechtsanspruch passt nicht in die Landschaft, vielmehr ist ein „Lastmoratorium“ für die Wirtschaft erforderlich.
Der Minister warnte auch indirekt vor einem Gesetz zur Einhaltung von Menschenrechtsstandards in globalen Lieferketten, das die Wirtschaft überlasten würde – die rot-schwarze Koalition streitet seit Wochen darüber.