Bericht – EURACTIV.com der deutschen Pestizidverordnung weist erhebliche Mängel auf
Die Ergebnisse eines am Mittwoch (12. Januar) von einer Koalition verschiedener Verbände vorgelegten Gutachtens zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland zeigten erhebliche Mängel auf. EURACTIV Deutschland berichtet.
Der weltweite Einsatz von Pestiziden ist seit 1990 um 80 % gestiegen, so Pestizidatlas Herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung, der Umweltorganisation BUND und dem Aktionsnetzwerk Pestizide (PAN Germany).
„Wir brauchen dringend eine Trendwende“, sagte Barbara Unmuseig, Vorstandsvorsitzende der Heinrich-Böll-Stiftung, bei der Vorstellung des Berichts. „Dafür sind jetzt die europäische und die deutsche Politik zuständig“, fügte sie hinzu.
Auf EU-Ebene zielt die EU-Strategie „Farm to Fork“ darauf ab, die Zahl der eingesetzten Pestizide und die damit verbundenen Risiken bis 2030 zu halbieren. Laut Olaf Bandt, Chef der Umweltorganisation BUND, ist dies bereits ein guter Schritt.
‚Aber das ist etwas, wo die Ampel der Regierung [of Social Democrats, Greens and the liberal FDP] Wir hätten gleich sagen sollen: Wir unterstützen das, wir tun mehr“, sagte Bandt ebenfalls.
Bisher könne Deutschland für seine Arbeit in diesem Bereich bestenfalls eine „schlechte“ Bewertung bekommen.
So hätte der neue Landwirtschaftsminister Cem Özdemir unmittelbar nach seinem Amtsantritt den nationalen Strategieplan zur Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union verbessern sollen, um stärkere Anreize zur Reduzierung des Pestizideinsatzes zu setzen.
Um die von der Europäischen Union gesetzten Reduktionsziele zu erreichen, fehle Deutschland bislang ein „klarer Fahrplan“, sagte Unmüßig. „Ozdemir und die Bundesregierung sollten hier vorankommen“, fügte sie hinzu.
In ihrem Koalitionsvertrag erklärte die Regierung, sie wolle „den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich reduzieren und die Entwicklung umwelt- und naturverträglicher Alternativen vorantreiben“.
So soll beispielsweise der ökologische Landbau, der ohne synthetische Pestizide auskommt, besser gefördert werden. Die Koalitionsregierung wird den Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz erarbeiten, der Deutschlands Pläne zur Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln skizziert.
Verschärfte Zulassungsverfahren
Umweltministerin Steffi Lemke hat sich seit ihrem Amtsantritt für eine drastische Reduzierung der Pestizidbelastung ausgesprochen und entsprechende Maßnahmen angekündigt.
„Wir brauchen eine deutliche Kürzung, um das Insektensterben zu stoppen“, sagte Lemke Ende Dezember der Funke Mediengruppe. „Wir dürfen diesen Kampf um einen kritischen Teil unseres Ökosystems nicht verlieren“, fügte sie hinzu.
Dazu will Lemke unter anderem die Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel verschärfen. Doch das ist nach Ansicht von Frank Husker vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und Robert Liebnis von der Karlshochschule Karlsruhe nicht der wesentliche Ansatzpunkt, um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wirksam zu reduzieren.
vor kurzem lernenDie beiden Politologen kamen zu dem Schluss, dass die Umsetzung bereits bestehender Regelungen zu Einsatz und Risiken von Pflanzenschutzmitteln das Hauptproblem darstellt.
„Es gibt eine Richtlinie zur nachhaltigen Nutzung, die dafür Lösungen bietet und an die sich auch die Mitgliedsstaaten halten“, sagte Lebens gegenüber EURACTIV Deutschland. „Aber trotz der geltenden Gesetze scheint es politisch und wirtschaftlich unmöglich, sie umzusetzen“, fügte er hinzu.
Im Rahmen der Farm-to-Fork-Strategie beabsichtigt die Europäische Kommission, die 2009 verabschiedete EU-Richtlinie zur nachhaltigen Verwendung von Pestiziden (SUD) zu überarbeiten, die darauf abzielt, die Risiken des Pestizideinsatzes für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu verringern.
befestigte Strukturen
Die mangelhafte Umsetzung der Pestizid-Regulierung ist den Forschern zufolge auch zu einem großen Teil auf eingespielte Strukturen zurückzuführen, die sich selbst bei Änderungen der Regularien nur schwer anpassen lassen.
Dazu gehören Infrastrukturen zur Verteilung von Pflanzenschutzmitteln, wirtschaftliche Kaufanreize und die Denkweise der beteiligten politischen und administrativen Entscheidungsträger, erklärte Hoesker. Er fügte hinzu, dass die Umsetzung einiger umstrittener Vorschriften in Deutschland manchmal absichtlich oder unbewusst auf Verwaltungsebene verzögert werde.
Seiner Meinung nach sollte in diesem Bereich eine bessere Trennung zwischen öffentlichen und privaten Interessen erfolgen, um eine wirksame Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu gewährleisten.
Anreize für den verantwortungsvollen Umgang mit Pestiziden könnten auch durch eine Steuer gesetzt werden, die den Verbrauch und die Risiken des Wirkstoffs berücksichtige.
In der Präsentation des Pestizidatlas sagte Unmüßig, Dänemark, das eine Pestizidsteuer in Kombination mit finanziellen Anreizen zur Reduzierung des Pestizideinsatzes erhebt, habe gute Erfahrungen gemacht und eine Reduzierung um 40 % erreicht.
[Edited by Alice Taylor]
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