Covid-19: Männer produzieren weniger Immunzellen gegen das Coronavirus
Corona-Pandemie
Warum werden Männer mit dem Coronavirus kranker? Forscher finden Hinweise
Schon zu Beginn der Koronapandemie wurde deutlich, dass Männer im Durchschnitt kranker zu sein scheinen als Frauen. Möglicherweise sind die Forscher der Lösung des Rätsels jetzt etwas näher gekommen. Das Immunsystem von Männern und Frauen scheint unterschiedlich auf das Virus zu reagieren.
Ärzte weltweit erforschen das Koronavirus seit Monaten. Es bleiben jedoch noch viele Fragen offen. Experten sind immer noch verwirrt darüber, warum Männer anscheinend häufiger an Covid-19 erkranken als Frauen – und auch häufiger nach einer Virusinfektion sterben. Es gab erste Anzeichen dafür kurz nach Beginn der Pandemie basierend auf chinesischen Patientendaten. Der Trend setzte sich auch in anderen Ländern, einschließlich Deutschland, fort. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat bisher 9280 Todesfälle im Zusammenhang mit der Covid-19-Krankheit aufgelistet – 55 Prozent sind Männer, 45 Prozent Frauen. Und das, obwohl beide Geschlechter unterschiedlich sind ungefähr gleich oft mit dem Virus infizieren.
US-Forscher haben nun untersucht, wie das Immunsystem von Männern und Frauen auf eine Infektion mit dem Virus reagiert. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht und liefern Hinweise darauf, dass unterschiedliche Immunantworten bei Männern und Frauen eine Rolle bei den beobachteten Unterschieden spielen können.
Das vom Immunologen Akiko Iwasaki geleitete Team untersuchte insgesamt 17 Männer und 22 Frauen, die kurz nach ihrer Diagnose in einem Krankenhaus behandelt wurden. Daraus wurden unter anderem Blutproben und Rachenabstriche entnommen und analysiert. Die Daten von 59 anderen Männern und Frauen wurden ebenfalls in die Analyse einbezogen.
Die Immunantwort der Männer ist schwächer
Die Studien zeigten, dass Frauen signifikant mehr sogenannte spezialisierte T-Zellen produzierten. T-Zellen sind neben Antikörpern eine wichtige Säule des menschlichen Immunsystems. Sie können körperfremde Strukturen erkennen und bekämpfen. Zum Beispiel gibt es T-Zellen, die körpereigene Zellen abtöten, die mit Viren infiziert wurden. Andere aktivieren sogenannte B-Zellen, die dann Antikörper produzieren.
Für Männer hingegen war die Mobilisierung dieser Verteidigungskräfte grundsätzlich schwächer. Schwache T-Zellen waren auch mit schwereren Krankheitsprozessen verbunden. Die Aktivierung der Immunzellen nahm ebenfalls mit dem Alter ab. Frauen dagegen hatten laut Immunologin Iwasaki eine „ziemlich gute, anständige Immunantwort“, sogar bis zum Alter von 90 Jahren.
Diese Ergebnisse sind keineswegs überraschend. Es ist bereits bekannt, dass das Immunsystem von Frauen Viren grundsätzlich besser abwehren kann als das von Männern. Der Grund dafür ist unklar, könnte aber als Schutz für ungeborene Kinder dienen. Andererseits leiden Frauen viel häufiger an Autoimmunerkrankungen – dh Krankheiten, bei denen eine übermäßige Reaktion des Immunsystems Beschwerden auslöst, da das Immunsystem gegen die körpereigenen Strukturen gerichtet ist.
Die Forscher fanden auch erhöhte Zytokinspiegel im Blut aller Patienten. Dies sind Botenstoffe, die während einer Immunreaktion gebildet werden und als wichtige Entzündungsmarker gelten. Bestimmte Zytokine – einschließlich Interleukin 8 und Interleukin 18 – waren bei allen untersuchten Männern erhöht, jedoch nur bei wenigen Frauen. Wenn Frauen dagegen erhöhte Werte hatten, wurden sie auch kranker. Es ist bereits bekannt, dass in Einzelfällen während einer Covid 19-Krankheit, einer möglicherweise lebensbedrohlichen Entgleisung des Immunsystems, ein sogenannter Zytokinsturm auftreten kann.
Auch wenn die Studie recht klein ist und letztendlich nicht nachweisen kann, dass die beobachteten Unterschiede ausschließlich auf das Geschlecht zurückzuführen sind, hoffen die Forscher, neue Impulse für die Therapie und Prävention von Covid-19 zu erhalten. Die beobachteten Unterschiede könnten möglicherweise eine Rolle bei der Immunisierung durch Impfstoffe spielen, aber auch bei der geschlechtsspezifischen Therapie von Koronapatienten, schreiben sie in einer Nachricht. Es sind jedoch weitere Forschungsarbeiten erforderlich.
Anschwellen: Natur /. Robert Koch Institut (RKI) /. New York Times /. Yale School of Medicine