Deutschland nervös, die Mittelschicht schrumpft, die Ungleichheit wächst: Spiegel
Deutschland prognostiziert die schlimmste Wirtschaftskrise seit 50 Jahren mit schwindendem Wohlstand, schrumpfender Mittelschicht und zunehmender Ungleichheit, so der jüngste Bericht des großen Nachrichtenmagazins Der Spiegel.
In dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht werden steigende Inflation, steigende Energiepreise und eine nachlassende Wirtschaft als Deutschlands jüngste Krisen gezählt, die sich verschärften, nachdem Russland im Februar eine Militäroperation in der Ukraine gestartet hatte.
„Wohlstandseinbußen werden dauerhaft sein. Deutschland ist laut Prognosen im Niedergang“, sagte Ökonom Michael Fratzcher und fügte hinzu, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Winter mit einer Verzehnfachung des Stromkurses, vielen Firmenpleiten und einer Rezession abgleiten werde eine nachhaltig geschädigte Wirtschaft.
Nach fast zwei goldenen Jahrzehnten mit steigenden Einkommen, stetigem Wirtschaftswachstum und vernachlässigbarer Arbeitslosigkeit steht der deutschen Mittelschicht oder besser gesagt den obersten 10 Prozent der Bevölkerung des Landes ein schwieriges Jahrzehnt bevor.
„Ich fürchte, wir werden uns das schöne Leben, das wir führen, bald nicht mehr leisten können. Wir sind nervös“, sagte Nicole Geithner, die als Sanitäterin arbeitet und in Dusden in einer vierköpfigen Familie mit einem Gesamteinkommen von 90.000 lebt Euro.
Familien mit zwei Kindern und einem Nettoeinkommen von 3.000 Euro im Monat sorgen sich beispielsweise um die soziale Gerechtigkeit im Land, da die Bürger monatlich 1.000 Euro für Gas und Strom und 1 Million Euro Anschaffungskosten für einen Zweier zahlen müssen -Zimmerwohnung.
Der Bericht zeigte einen Rückgang der Reallöhne im zweiten Quartal dieses Jahres um 4,4 Prozent. Der Sparkassenverband schätzt, dass 60 Prozent der Haushalte in Deutschland bald kein Geld mehr beiseite legen können.
Tausende sind in den vergangenen Wochen in den Städten Leipzig, Magdeburg und Würzburg auf die Straße gegangen, und das dürfte erst der Anfang sein.
Politiker warnen vor einem „heißen Herbst“ und manchem vor einem Winter des Zorns und verweisen auf Proteste und mögliche Unruhen.
Der Spiegel schreibt, dass die Ungleichheit zunimmt, da die Einkommen seit den 1990er Jahren auseinandergehen und die Reichen immer mehr zu Geringverdienern werden. Sie fügte hinzu, dass fast drei Viertel der Deutschen befürchten, dass es ihnen langfristig wirtschaftlich schlechter geht.
Dem Bericht zufolge versuche die Bundesregierung, die Probleme zu unterdrücken und die untere Mittelschicht mit Geld zu besänftigen, und arbeite an einem dritten Hilfspaket in nur wenigen Monaten.
Geplant sind unter anderem ein fester Energiepreis für Rentner, eine ÖPNV-Flatrate (zwischen 49 und 69 Euro im Monat) und eine Erhöhung des monatlichen Kindergeldes für Eltern.
Obwohl die Bundesregierung inzwischen rund 95 Milliarden Euro an Hilfsgeldern zugesagt hat, halten 60 Prozent der Deutschen die Hilfspakete für nicht sozial gerecht, so eine Umfrage des Meinungsforschers Civey im Auftrag des SPIEGEL.
Bundeskanzler Olaf Schulz hat seinen Wahlkampf mit der Begründung für mehr gesellschaftliche Gerechtigkeit gewonnen, doch laut Umfrage sind fast 50 Prozent der Befragten „völlig unzufrieden“ mit der Arbeit des Kanzlers.
Gleichzeitig sagen Ökonomen, dass die Erwartungen der Regierung realistisch sein müssen und dass diese Lösung in diesen außergewöhnlichen Zeiten nicht ideal sein muss. Sie müssen nur eine deutliche Wirkung erzielen, wie es die 9-Euro-Monatskarte für den öffentlichen Nahverkehr in diesem Sommer getan hat.
„Die Regierung muss aufpassen, dass die steigenden Energiepreise nicht ganze Sektoren in die Armut treiben“, sagte Timo Walmerchauser, Chefvolkswirt des ifo Instituts in München.
Wollmershäuser hält es für unausweichlich, dass die Wirtschaft ab dem Winterhalbjahr in eine Rezession abgleitet. Er geht davon aus, dass die Wirtschaftsleistung auch im nächsten Jahr schrumpfen wird, laut aktueller Prognose um 0,3 Prozent.
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