Deutschland: Weiterer Rückgang des Rheinwasserspiegels erwartet | Neuigkeiten | DW
Die deutschen Behörden bereiten sich auf weitere Schifffahrtsunterbrechungen aufgrund niedriger Pegel in überlasteten Wasserstraßen vor.
Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) geht davon aus, dass die Pegelstände des Rheins bis Anfang nächster Woche weiter sinken werden.
BfG-Experte Bastian Klein sagte der dpa, dass Flachschiffe den Mittelrhein schon bei 30 bis 35 cm Höhe passieren können. Doch bis nächste Woche könnten die Pegel am Kaub-Barometer, der wichtigsten Wasserstandsmessstation am Mittelrhein, um bis zu 30 cm sinken und den Verkehr zum Erliegen bringen.
Die Waage Kaub liegt etwa 50 Kilometer von der Stadt Mainz entfernt.
Voll beladene Schiffe benötigen in der Regel einen Wasserstand von mindestens 1,5 Metern, aber der anhaltende Niederschlagsmangel und die steigenden Temperaturen haben die Wasserstände gesenkt.
Lastkähne auf dem Rhein – die lebenswichtige Vorräte für deutsche Industriegiganten und Kohle für Kraftwerke transportieren – sind bereits mit einem Viertel bis zur Hälfte ihrer Kapazität beladen, um sie höher im Wasser zu halten.
Auch das Angebot an Booten ist geringer als üblich, da die Nachfrage nach Kohle inmitten der Energiekrise gestiegen ist und einige Schiffe umgeleitet wurden, um ukrainisches Getreide über die Donau zu holen.
Dies hat Branchenberichten zufolge die Versandkosten um das Fünffache erhöht.
Auf Schiene umgebaut
Ein Sprecher des deutschen Verkehrsministeriums sagte gegenüber Reuters, dass die deutschen Verkehrs- und Wirtschaftsministerien daran arbeiten, Lieferketten auf die Schiene zu verlagern, und erwägen, einzugreifen, um lebenswichtige Güter zu priorisieren.
Niedrigwasser führte 2018 zu Produktionsproblemen und Lieferengpässen bei deutschen Unternehmen.
Andere Flüsse hatten ähnliche Probleme, was zu Problemen für die Tourismusbranche führte. Beispielsweise haben Niedrigwasserstände in der Weser im Nordwesten Deutschlands dazu geführt, dass Touristenfähren gestrichen wurden.
Und am Bodensee, an der Grenze zur Schweiz und zu Österreich, blieben Sportboote auf Grund, als der Wasserstand auf den niedrigsten Stand seit 2003 sank.
Auch bei der anstehenden Getreideernte in Deutschland kann es zu Transportproblemen kommen. Der Raiffeisenverband teilte dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk SWR mit, dass die Lagerflächen in Süddeutschland bereits voll seien und Getreide nicht in ausreichender Menge transportiert werden könne.
Um einen Lastkahn zu ersetzen, werden bis zu 40 Lastwagen benötigt, um dieselbe Ladung Getreide zu transportieren, und die Speditionsbranche beklagt seit langem einen Mangel an Fahrern, eine Situation, die durch die Coronavirus-Pandemie nur noch verschärft wird.
Erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Stagnation
Eine Studie des britischen Analyseunternehmens Capital Economics vom Donnerstag ergab, dass niedrigere Wasserstände die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in Deutschland erhöhen und möglicherweise 0,2 Prozentpunkte des Wirtschaftswachstums im dritten und vierten Quartal kosten.
Deutschland sei für den Transport von Gütern insbesondere auf seine Flüsse angewiesen, insbesondere für Industrierohstoffe wie Kohle, Rohöl, Koks und Grundchemikalien, sagte Andrew Kenningham, Chefvolkswirt bei Capital Economics.
Separat wurden Massen von toten Fischen in der Ostoder gemeldet. Meldungen aus Brandenburg zufolge wurden in Brandenburg mehrere Tonnen toter Fische an die Ufer des Flusses gespült.
Die Wasserstände in der Oder sind derzeit niedrig, aber die Behörden untersuchen, ob der Fluss, der durch Polen fließt, verschmutzt ist. Arbeiter, die mit toten Fischen umgehen, haben über Hautausschläge durch Kontakt mit Wasser berichtet.
aw/wmr (dpa, Reuters)
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