Deutschlands Ernährungsstrategie braucht mehr Details – EURACTIV.de
Ein virtuelles Treffen zwischen Bundeslandwirtschaftsminister Jim Özdemir und den Verbänden des Landes hat begonnen, eine nachhaltige und gesunde Ernährungsstrategie zu entwickeln, obwohl die Erwartungen im Detail sehr unterschiedlich sind.
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„Jeder sollte die Möglichkeit haben, gut zu essen“, sagte Özdemir von den Grünen zum Auftakt der Gewerkschaftsversammlung diese Woche.
Ziel der bereits im Allianzvertrag vereinbarten Ernährungsstrategie ist es laut Bundeslandwirtschaftsministerium, „den Verbrauchern eine gesunde und nachhaltige Ernährung zu erleichtern“.
Die Strategie sollte an einer veganen Ernährung arbeiten und den Konsum von Zucker, Fett und Salz reduzieren. Als Ansatzpunkt sieht das Ministerium die Verpflegung am Arbeitsplatz und in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen.
Der Minister sagte auch: „Es ist absolut schade, dass unser Land als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt nicht in der Lage ist, allen Kindern eine gesunde Mahlzeit (…) in der Schule zu gewährleisten.“
Er fügte hinzu, dass solche Maßnahmen besser auf gefährdete Gruppen, Menschen mit Migrationshintergrund und Kinder abzielen sollten.
Dazu gehören auch geplante Werbebeschränkungen für zucker- oder fettreiche Produkte, die sich an Kinder und Jugendliche richten.
Özdemir betonte, dass Deutschland derzeit etwa 15 % übergewichtige Menschen im Alter von 3-7 Jahren habe, von denen 6 % fettleibig seien.
Unterdessen trafen sich vor knapp zwei Wochen die Verbraucherschutzminister der Länder in Weimar und sprachen sich für ein generelles Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel für Kinder aus.
Fertig bis 2023
Mit der bundesweit einzigartigen Strategie will die Bundesregierung auch der Lebensmittelverschwendung „mit dem Ziel der Schonung natürlicher Ressourcen“ entgegenwirken.
Als umfassende Strategie zielt sie darauf ab, spezifischere bestehende Gesetze, Maßnahmen und Strategien wie die Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen oder die sogenannte Reduzierungs- und Innovationsstrategie für Zucker, Fett und Salz in den Endprodukten zusammenzuführen.
Mit ihrem ganzheitlichen Ansatz und dem Trend zu einer stärkeren Fokussierung auf ganze Ernährungssysteme statt primär auf die landwirtschaftliche Produktion ähnelt die geplante Ernährungsstrategie in ihrem Ansatz dem des Farm to Fork Master Committee.
Die Regierung sagte auch, dass die Strategie bis Ende 2023 fertig sein sollte, nach Rücksprache mit Verbänden und Koordination zwischen den Abteilungen. Zuvor hatte das Ministerium noch angekündigt, noch in diesem Jahr ein Eckpunktepapier erstellen zu wollen.
Während der Plan der Regierung von allen Verbänden und Interessengruppen, die an dem virtuellen Treffen teilnahmen, im Prinzip gebilligt wurde, gingen die Erwartungen etwas auseinander.
Mehr Bio, weniger Fleisch?
Insbesondere die Quote des Bio-Lebensmittelverbrauchs der Strategie im Vergleich zum Gesamtverbrauch erweist sich als umstritten. Die Koalitionsregierung hat sich in ihrer Vereinbarung bereits ein 30-Prozent-Ziel für die Bio-Lebensmittelproduktion bis 2030 gesetzt.
Das Bündnis Ernährungswende Anpacken – ein Zusammenschluss von 22 Organisationen aus verschiedenen Branchen – fordert in einer Erklärung, bis 2023 einen Bio-Anteil von 50 % in der Gemeinschaftsverpflegung anzustreben.
Der Deutsche Bauernverband ist aber der Meinung, dass regionale Lebensmittel, egal ob aus konventioneller oder ökologischer Erzeugung, gleichermaßen gefördert werden sollten, sagte ein Sprecher von EURACTIV Deutschland.
Der Verband befürwortete auch eine gemischte Ernährungsstrategie. Gleiches hieß es in einer Stellungnahme des Branchenverbandes Deutsche Ernährung, wonach tierische und pflanzliche Lebensmittel „einen wichtigen Beitrag zur bedarfsgerechten Energie- und Nährstoffversorgung“ leisten.
Eine „field-to-dish plant-based diet“ gehört zu den zehn Grundforderungen der Ernhrungswende Anbaken für diese Strategie.
Disziplinargebühren?
Die Interessengruppen sind sich jedoch auch uneins darüber, ob die Ernährungsstrategie auf strengeren oder freiwilligen Maßnahmen beruhen sollte.
So favorisiert eine Koalition von Verbänden einen „Steuerleitfaden“, indem entweder die Mehrwertsteuer auf nachhaltige oder tierfreundliche Produkte gesenkt und die Mehrwertsteuer für andere gesenkt wird. Der Deutsche Bauernverband lehnt dagegen eine „Strafabgabe der Fütterungsrichtlinie“ als „Verbraucherabnehmer“ vehement ab.
Inzwischen hat sich auch der Lebensmittelverband für das Ehrenamt und die Einhaltung der „Grundsätze der Marktwirtschaft“ in Bezug auf Lebensmittelbetriebe ausgesprochen.
Die Food Union fügte hinzu, dass die Strategie „berücksichtigen sollte, dass es die Aufgabe des Unternehmens ist, konkrete Maßnahmen zu identifizieren, die auf Unternehmensebene ergriffen werden können“.
[Edited by Oliver Noyan/Alice Taylor]
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