Die Elektrifizierungsambitionen des deutschen Autoherstellers scheitern angesichts der Insolvenzen und Entlassungen von Zulieferern – Xinhua
Deutschland, einer der wichtigsten Akteure der globalen Automobilindustrie, erlebt einen Anstieg von Insolvenzen und Entlassungen bei seinen Zulieferern.
Von Li Hanlin, Autor der Nachrichtenagentur Xinhua
BERLIN, 14. August 2020 (Xinhua) – Der deutsche Sitzhersteller Recaro Automotive, bekannt für die Zulieferung von Luxusmarken wie BMW, Mercedes-Benz und Lamborghini, hat Insolvenz angemeldet, da deutsche Automobilzulieferer allgemein vor finanziellen Herausforderungen stehen.
Deutschland, einer der wichtigsten Akteure der globalen Automobilindustrie, erlebt einen Anstieg von Insolvenzen und Entlassungen bei seinen Zulieferern.
Aufgrund der anhaltenden Konjunkturabschwächung führen die deutschen Automobilhersteller umfangreiche Entlassungen durch. Der ZF-Konzern will bis 2028 in Deutschland 11.000 bis 14.000 Stellen abbauen. Continental kündigte 7.150 Entlassungen an und Bosch will in seiner Softwaresparte 1.200 Stellen abbauen.
Größere Lieferanten haben sich als widerstandsfähiger erwiesen, während kleinere Lieferanten kurz vor dem Bankrott stehen. Laut der Unternehmensberatung Falkensteeg meldeten im ersten Halbjahr 2024 20 deutsche Zulieferer von Automobilkomponenten mit einem Jahresumsatz von mehr als 10 Millionen Euro (rund 10,99 Millionen US-Dollar) Insolvenz an, was einer Steigerung von 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieser Anstieg der Insolvenzen wird auf Faktoren wie Inflation, steigende Energiekosten und eine schwache Verbrauchernachfrage zurückgeführt.
Darüber hinaus trugen die Verschlechterung der deutschen Wirtschaft und der Rückgang der Nachfrage nach inländischen Autokomponenten zum Rückgang der Nachfrage deutscher Automobilhersteller bei. Der Verband der deutschen Automobilindustrie berichtete, dass die Automobilproduktion im Jahr 2023 um mehr als 10 Prozent zurückging und 4,1 Millionen Autos hergestellt wurden, verglichen mit 4,7 Millionen im Jahr 2019.
Der weltweite Wandel zur Automobilelektrifizierung setzt die deutschen Automobilhersteller und Zulieferer erheblich unter Druck. Laut Frank Schupp, Dozent für Automobilwirtschaft an der Hochschule Hannover, wird die Zahl der Arbeitsplätze in der deutschen Automobilzulieferindustrie bis 2030 voraussichtlich von 270.000 auf 200.000 sinken. Dieser Trend deutet auf eine allmähliche Erosion der Fähigkeit der deutschen Automobilindustrie hin, Arbeitsplätze zu schaffen.
Deutsche Komponenten für Verbrennungsmotoren werden zunehmend durch Batterien und Elektrifizierungskomponenten ersetzt, die das Wachstum im Automobilmarkt vorantreiben. Einige deutsche Automobilzulieferer sind gezwungen, in beide Technologieplattformen zu investieren, was zu höheren F&E-Kosten führt.
Darüber hinaus trug die Entscheidung der Bundesregierung im Dezember 2023, die Förderung von Elektrofahrzeugen vorzeitig zu beenden, zur Zurückhaltung der Verbraucher bei. Nach Angaben des Landesverkehrsamtes sind die Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 36,8 % zurückgegangen. Der Marktanteil der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen sank von 15,8 % im Vorjahreszeitraum auf 12,5 % im ersten Halbjahr 2024.
Die Anleger sind von der Umstellung der Automobilindustrie auf die Elektrifizierung enttäuscht, da sie die Erwartungen nicht erfüllt und keine zufriedenstellenden Renditen erzielt hat. Dies hat dazu geführt, dass einige Lieferanten Schwierigkeiten haben, mit den sich entwickelnden Trends Schritt zu halten, und dies als „Investitionsfalle“ betrachten.
Auch die deutschen Automobilhersteller haben ihre Elektrifizierungsinitiativen verlangsamt und damit begonnen, Bestellungen zu stornieren oder zu verschieben, was die Herausforderungen für Automobilzulieferer erhöht.
Mercedes-Benz hat sein Ziel, einen Anteil von 50 % am Elektrofahrzeugabsatz von 2025 auf 2030 zu erreichen, verschoben. Auch Porsche hat sein Ziel aufgegeben, bis 2030 80 % des Neuwagenabsatzes auf Elektrofahrzeuge auszudehnen. Volkswagen erwägt die Schließung seiner Audi-Produktionsstätte Q8 e-tron in Belgien.
Trotz der Herausforderungen nehmen die deutschen Automobilhersteller den Wandel in Angriff. Bosch will in diesem Jahr 30 neue Produktionsprojekte für Elektroautos starten. Continental strebt eine Ausgliederung seiner Automobilsparte an und strebt eine unabhängige Börsennotierung an. Infineon konzentriert sich auf die digitale Transformation im Automobilsektor, um Gewinnwachstum zu erzielen.
„Die derzeit starke Schwäche der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen führt zu einer erhöhten Produktionskapazität in den mit hohen Investitionen errichteten Produktionslinien für Elektromotoren“, sagte Holger Klein, Vorstandsvorsitzender des ZF-Konzerns. „Trotz der aktuellen Marktsituation ist eines klar: Den Elektrofahrzeugen gehört die Zukunft. Wir haben hier proaktiv investiert und werden auch weiterhin stark in diesen Bereich investieren.“
Experten erwarten, dass die Automobilindustrie den Umstieg auf Elektroautos fortsetzt. Die Initiativen deutscher Automobilhersteller im Bereich Elektrofahrzeuge wurden vorübergehend verzögert, aber nicht gestoppt. Deutsche Automobilzulieferer müssen ihre Strategien schnell an das neue Wettbewerbsumfeld anpassen. Kleinere Unternehmen können durch Partnerschaften oder gemeinsame Forschung und Entwicklung mit größeren Unternehmen technologische Unterstützung suchen, während größere Hersteller ihre Größe und ihre Vorteile in Forschung und Entwicklung nutzen sollten, um neue Wachstumschancen zu erkunden.■