„Illegale“ Monopolbildung: US-Regierung verklagt Google
Dienstag, 20. Oktober 2020
Die US-Behörden beschäftigen sich seit Monaten mit der Marktmacht von Internetunternehmen. Das Justizministerium geht jetzt rechtlich gegen Google vor. Der Prozess kann in die gesamte Tech-Industrie eindringen.
Die US-Regierung und der Internetgigant Google streben eine rechtliche Konfrontation in neuen Dimensionen an: Das Justizministerium von Washington verklagte Google wegen angeblicher Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht und forderte „strukturelle“ Änderungen an der kalifornischen Firma. Die Regierung beschuldigt Google unter anderem der „illegalen“ Monopolbildung unter Internet-Suchmaschinen und Internet-Werbung und schlug eine mögliche Spaltung durch den Technologieriesen vor. Google kritisierte die Klage als „zutiefst fehlerhaft“.
Ein Rechtsstreit vor einem Bundesgericht in Washington, dem auch elf überwiegend republikanische Staaten beigetreten sind, öffnet die Tür zum größten Kartellverfahren in den Vereinigten Staaten seit Jahrzehnten. Der stellvertretende Generalstaatsanwalt Jeffrey Rosen begründete den Schritt vor Reportern mit den „wettbewerbswidrigen“ Geschäftspraktiken des Technologieriesen. Damit will Google seine Funktion als „Internet-Gateway“ sichern, sagte Rosen.
In der Berufung fordert die US-Regierung das Gericht auf, drastische Maßnahmen gegen Google zu ergreifen. Die Richter haben die Gruppe angeblich von angeblich wettbewerbswidrigen Praktiken ausgeschlossen. Darüber hinaus fordert die Regierung das Gericht auf, erforderlichenfalls „strukturelle“ Maßnahmen gegen die Gruppe zu ergreifen.
Google droht sich zu spalten
Der stellvertretende Generalstaatsanwalt Rosen äußerte sich zurückhaltend zu hinterfragen, wie die US-Regierung eine mögliche Spaltung von Google konkret vorsieht. Dazu muss der Rechtsstreit zunächst „einige Fortschritte gemacht“ haben. Gleichzeitig kündigte Rosen die Überprüfung anderer amerikanischer Technologiegiganten hinsichtlich ihres Wettbewerbsverhaltens an.
Google kritisierte scharf den Schritt der Regierung. Internetnutzer nutzten die Angebote des Unternehmens, weil sie sich frei für sie entscheiden konnten, nicht weil es keine Alternativen gab, sagte das Unternehmen. Der republikanische Senator Josh Hawley begrüßte den Prozess. Dies könnte „das wichtigste Kartellverfahren einer Generation“ werden, sagte der langjährige Kritiker des amerikanischen Technologieriesen.
Die US-Behörden beschäftigen sich seit Monaten mit der Marktmacht von Internetunternehmen wie Google, Facebook und Amazon. Kritiker werfen Unternehmen vor, ihre beherrschende Stellung in ihrem Marktsegment missbraucht zu haben.
Die erste Konfrontation mit der US-Regierung
Google betreibt die weltweit dominierte gleichnamige Internet-Suchmaschine. Das Unternehmen bietet auch andere Online-Dienste wie den Karten-Service, ein E-Mail-Programm sowie Werbe- und Einkaufsdienste an. Das Android-Betriebssystem, das auf den meisten Smartphones der Welt installiert ist, stammt ebenfalls von Google. Google gehört der Muttergesellschaft Alphabet.
Gleichzeitig steht Google in den USA seit Jahren am Scheideweg der Kritik. Linke Politiker haben gewarnt, dass der Internetgigant den Wettbewerb unterdrückt und die wirtschaftliche Ungleichheit gefördert hat. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht des von den Demokraten kontrollierten Repräsentantenhauses wurde vorgeschlagen, Google und andere US-amerikanische Technologiegiganten zu spalten, um mehr Wettbewerb zu schaffen. Konservative US-Politiker und Präsident Donald Trump beschuldigten Online-Giganten, sie im aktuellen Wahlkampf politisch diskriminiert zu haben.
Der Suchmaschinenbetreiber konnte bisher eine echte Konfrontation mit der US-Regierung vermeiden. In Europa sieht es ganz anders aus. Die EU-Kommission hat die Gruppe bereits mit einer Geldstrafe von mehreren Milliarden Euro für die Zusammenarbeit in der Suchmaschinenwerbung belegt. Auch hier soll Google restriktive Klauseln in Verträgen verwendet haben, um die Platzierung von Anzeigen bei konkurrierenden Anbietern zu verhindern.