Nach dem Brand in Moria: Schiffe und Zelte für die Migranten
Nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria plant Griechenland, die obdachlosen Migranten zunächst auf Marineschiffen und in Zelten unterzubringen. Der Migrationsminister warnte auch die Flüchtlinge.
Nach dem verheerenden Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos sollen die obdachlosen Migranten auf Schiffen und in Zelten untergebracht werden. Migrationsminister Notis Mitarakis gab dies bekannt.
Um die Flüchtlinge aufzunehmen, sollen am Donnerstag zwei Landungsschiffe der Kriegsmarine Migranten aufnehmen, und eine griechische Reederei soll ein Schiff zur Verfügung gestellt haben. Außerdem sollen abends rund 400 unbegleitete Kinder von Lesbos auf das Festland gebracht werden.
Mitarakis war auf die Insel gereist, um sich ein Bild von der Situation zu machen, nachdem das Flüchtlingslager Moria nach Unruhen am Mittwochabend in Flammen aufgegangen war. Seitdem sind mehr als 12.000 Migranten auf der Insel Lesbos mit rund 85.000 Einwohnern obdachlos.
Mitarakis warnt Migranten vor Gesetzesverstößen
Die Menschen, die wegen des Feuers aus dem Lager fliehen mussten, wurden jetzt von der Polizei außerhalb der Dörfer versammelt, sagte Mitarakis. Ziel der Maßnahme sollte es sein, Zusammenstöße zwischen Migranten und der Inselbevölkerung zu vermeiden.
Nach seinem Besuch warnte Mitarakis Migranten, bestehende Gesetze nicht zu missachten. „Das werden wir nicht haben“, sagte er und sah sich die Feuer an. Nach ersten Erkenntnissen geht die Regierung in Athen davon aus, dass einige Migranten aus Angst vor den ersten Koronafällen die Brände im Lager selbst angezündet haben. Aber keine Menschen wurden verletzt, vermisst oder starben im Feuer.
Derzeit suchen die Behörden jedoch 27 Personen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Sie haben sich nach dem Großbrand auf der Insel versteckt, berichtet ARD-Korrespondent Thomas Bormann in dem Nachrichten. „Die Menschen haben Angst, dass sich das Coronavirus unentdeckt verbreiten kann.“ Außerdem brachen auf der Insel wieder kleinere Brände aus. Die Nachrichtenagentur AP berichtete auch über mindestens ein neues Feuer, das sich in Teilen des Flüchtlingslagers ausbreitete und von den vorherigen Bränden verschont geblieben war.
Bundesregierung bietet Hilfe an
Neben Griechenland hat die Bundesregierung auch Hilfe für die Migranten zugesagt. „Das Feuer in Moria und die Folgen machen deutlich, wie wichtig es ist, eine europäische Lösung für das Flüchtlingsproblem zu finden“, bekräftigte das Innenministerium auf Anfrage von tagesschau.de. „Deutschland hat Griechenland in der Vergangenheit in vielerlei Hinsicht unterstützt und wird jetzt helfen. Das ist die deutsche Position und entspricht auch der Rolle der EU-Ratspräsidentschaft. Der Bundesinnenminister hat der griechischen Regierung bereits Hilfe angeboten.“
Dementsprechend möchte das Innenministerium zunächst mit den griechischen Behörden klären, welche Hilfe benötigt wird, und diese dann „schnell und einfach bereitstellen“. Im Hinblick auf die Bereitschaft der Bundesländer, mehr Flüchtlinge als bisher aufzunehmen, bekräftigte der Sprecher die Position des Bundesinnenministers.
Auf die Frage, ob Seehofer angesichts der Brandkatastrophe seine Meinung ändern und die föderale Koordinierung unterstützen würde, sagte der Sprecher des Ministeriums, die aktuelle Situation sei „kein Grund, unser bisheriges Rechtssystem grundlegend in Frage zu stellen“. Seehofer machte deutlich, dass das bisherige Prinzip der Aufnahme von Flüchtlingen existiere „und dass er keine Änderungen daran beabsichtige“, fuhr der Sprecher fort.
Pro Asyl macht die EU für Feuer verantwortlich
Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl hat die Bundesregierung und die EU direkt für das Feuer verantwortlich gemacht. „Die Moria-Katastrophe ist eine Folge der skandalösen und unmenschlichen deutschen und europäischen Politik“, sagte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt. Anstatt faire Asylverfahren zu gewährleisten, haben alle EU-Staaten zugesehen. Seit Jahren versucht die EU, sich auf eine gemeinsame Flüchtlingspolitik und vor allem auf Quoten für die Verteilung von Menschen zu einigen – bisher ohne Erfolg
Moria gilt als negatives Beispiel für die europäische Flüchtlingspolitik und das größte Flüchtlingslager in der EU. Zuletzt lebten mehr als 12.000 Migranten in und um die Einrichtung, die eigentlich nur Platz für rund 2.800 Menschen bietet. In den letzten Jahren hatte es wiederholt Unruhen und Brände gegeben.
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