Neu eingeführte deutsche GAP erfüllt Erwartungen nicht – EURACTIV.de
Mit der Vorlage seines überarbeiteten Strategieplans hat Deutschland einen wichtigen Schritt zur Umsetzung der wegweisenden EU-Agrarreform getan, aber weder Landwirte noch Umweltschützer sind von den vorgeschlagenen Änderungen sonderlich überzeugt.
Am Freitag (30. September) hat das Bundeslandwirtschaftsministerium, fast zwei Wochen später als geplant, den überarbeiteten Strategieplan für die Gemeinsame Agrarpolitik bei der Europäischen Kommission eingereicht.
Die Einführung sei ein „großer Schritt zu mehr Planungssicherheit“, so das Ministerium.
„Wir befinden uns jetzt auf einer geraden Linie“, bestätigte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir in einer Erklärung. Da die jetzt vorgelegte Version des Plans bereits „intensiv“ mit der Kommission abgestimmt wurde, rechnet der Minister mit einer Genehmigung bis zum Spätherbst.
Mit den nationalen Strategieplänen haben die EU-Mitgliedstaaten festgelegt, wie sie die reformierte Gemeinsame Agrarpolitik umsetzen wollen, die ab Januar 2023 auf nationaler Ebene in Kraft treten wird.
Nachdem die Kommission im Laufe des Frühjahrs und Sommers sogenannte Monitoring Letters mit Bewertung der Pläne an einzelne Mitgliedsstaaten verschickt hat, müssen diese nun die Kritikpunkte adressieren und eine überarbeitete Fassung vorlegen, um die endgültige Zustimmung aus Brüssel zu erhalten.
Während neun Länder diesen Prozess bereits abgeschlossen und der Ausschuss ihren Plänen zugestimmt hat, verzögert sich die Einreichung in Deutschland unter anderem aufgrund von Kontinuierliche Abstimmungsarbeit zwischen Bund und Ländern.
Umgebungsänderungen
Neben Änderungen im Umsetzungsprozess der GAP-Reform – wie etwa einer verstärkten Beteiligung der Zivilgesellschaft – enthält die Neufassung auch Anpassungen an Maßnahmen zum Schutz von Klima, Umwelt und Biodiversität.
Auch gegen diesen Abschnitt richtete sich ein Großteil der Kritik der Kommission, die Deutschland zum Teil mangelnden Ehrgeiz vorwarf.
Kritik an der EU-Kommission begrüßte Özdemir damals als Rückenwind für seine Vorschläge zum Umwelt- und Klimaschutz. Denn der ursprüngliche Plan wurde unter Federführung seiner konservativen Vorgängerin Julia Klöckner (CDU) entwickelt.
Der Plan enthält einige Änderungen an den sogenannten GLÖZ-Kriterien – Grundvoraussetzungen, die Landwirte erfüllen müssen, um die volle Höhe der Subventionen zu erhalten – sowie einen Katalog von Umweltprogrammen, mit denen Landwirte zusätzliche Zahlungen für freiwillige Umweltleistungen erhalten können.
Beispielsweise werden die GLÖZ-Anforderungen für den Schutz von Mooren verschärft, mit größeren Hindernissen für den Bau von Entwässerungssystemen in der Zukunft.
Auf der Bio-Seite wurden beispielsweise die Prämien für den Anbau von Eiweißpflanzen, die unter anderem für die Tierernährung wichtig sind, erhöht, um die Abhängigkeit von Importen in diesem Bereich zu verringern.
Eine verpasste Gelegenheit?
Doch in den Augen vieler Branchenverbände reichen die Änderungen nicht aus.
Martin Schulz, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (AbL), betonte, Özdemir habe „nach der Bundestagswahl eine echte und große Chance gehabt, die Fehlentscheidungen seines Vorgängers zu korrigieren und die GAP fairer und umweltfreundlicher zu gestalten“.
Er fügte hinzu, dass Minister Özdemir dies „eindeutig versäumt“ habe.
Nach Ansicht der Organisation hat die GAP-Reform selbst nach den neuesten Plänen verfehlt, die Umwelt- und Klimaschutzziele zu erreichen und den Landwirten eine klare soziale Zukunftsperspektive zu bieten.
Nach Ansicht von Jörg Andreas Krüger, Chef des Umweltverbandes NABU, gibt es auch „mit oder ohne Nachbesserungen“ gegenüber dem Plan der Vorgängerregierung bereits „mehrere grundlegende Konstruktionsmängel, die auch die überarbeitete Fassung den Trend zum Verlust nicht umkehren kann Arten oder im Gleichgewicht des landwirtschaftlichen Klimas.“
Der nächste Fix sollte es richtig machen
Tatsächlich hatte Özdemir bereits in der Vorbereitungsphase mehrfach betont, dass Änderungen nach seinem Amtsantritt im Dezember aus Zeitdruck nur eingeschränkt möglich seien.
Özdemir verwies in seinen Ausführungen zur erneuten Vorlage des Strategieplans auch auf die anstehende GAP-Reform, die für 2027 geplant ist und deren Vorbereitungen voraussichtlich in den nächsten Jahren beginnen werden.
Mit Hilfe der integrierten Bewertung werde die Umsetzung des GAP-Strategieplans genutzt, um zu lernen, „wie Fördermaßnahmen künftig zielgerichteter gestaltet werden können“, so die Ministerin. Ziel ist es, sich auf die Weiterentwicklung der GAP nach 2027 vorzubereiten.
„Unser Ziel ist es, dass die sozialen Leistungen der Landwirtschaft künftig besser honoriert werden“, betonte Özdemir.
Die Verbände haben bereits ihre Forderungen für die anstehende Reform formuliert.
So forderte etwa NABU-Chef Krüger, der Minister solle „noch in diesem Jahr einen ambitionierten Vorschlag für die GAP ab 2028 machen“ und „Landpauschalen endgültig ablehnen“.
AbL glaubt auch, dass nach 2027 ein „völlig neues und verständliches System“ geschaffen werden müsse, um unter anderem die GAP weniger komplex zu machen.
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