Dezember 21, 2024

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Paläoklimatologie: Die Klimakapern des Erdklimas

D.Das Klima in der prähistorischen Zeit unseres Planeten unterlag ständigen, manchmal erheblichen Veränderungen. Diese natürlichen Schwankungen traten nicht so schnell auf wie die heutigen künstlichen Klimakapern. Aber sie waren immer noch in der Lage, die Erde von sehr heißen zu extrem frostigen Bedingungen zu bewegen. Das Wissen über das Paläoklima war jedoch noch recht unvollständig und es gab starke Schwankungen in der Genauigkeit der gemessenen Werte.

Zum ersten Mal hat eine internationale Forschergruppe ein Bild des Erdklimas in den letzten 66 Millionen Jahren aufgenommen, das auf einheitlichen Messungen und konsistenten Interpretationen basiert. In dieser Epoche, der Ära der Neuen Erde, durchlief das Klima vier deutlich unterschiedliche Phasen. In der heißesten Klimaphase, die Klimatologen als „Treibhaus“ bezeichnen, waren die Durchschnittstemperaturen bis zu 15 Grad höher als heute. Im Vergleich dazu ähnelt das heute vorherrschende Klima aus geologischer Sicht einem Gefrierschrank, der auch als „Eishaus“ bezeichnet wird.

Die 24-köpfige Forschungsgruppe unter der Leitung von Thomas Westerhold aus Marum Zentrum für Meeresumweltwissenschaften (Marum) die Universität Bremen verwendeten insgesamt vierzehn Bohrkerne für ihre Untersuchungen, die in den letzten zwei Jahrzehnten in den Ozeansedimenten verschiedener Ozeane gebohrt worden waren. Diese Ablagerungen decken die gesamte Epoche der Neuen Erde ab, die vor 66 Millionen Jahren mit dem Paläozän begann und mit dem heutigen Holozän endete. Da es keine direkten Messwerte für vergangene Temperaturen gibt, waren die Wissenschaftler von Westerhold auf sogenannte Klima-Proxys angewiesen, aus denen frühere Temperaturen abgeleitet werden können. Mehrere solche indirekten Indikationen finden sich in marinen Sedimenten.

Kalkschalen als Temperatursonden

Um ihre umfangreichen Analysen so einheitlich wie möglich zu gestalten, konzentrierten sich Westerhold und seine Kollegen auf die Spuren von Sauerstoff- und Kohlenstoffisotopen in den Kalkschalen mariner Mikroorganismen. Für die Forscher waren jedoch nur zwei der mehr als zehntausend Arten von Interesse. Dies sind die Foraminiferen der Gattungen Cibicidoides und Nuttalides, die auf dem Meeresboden leben. Da diese beiden Arten in der gesamten Neuzeit der Erde weitgehend unverändert existierten, ermöglichten sie eine einheitliche Analyse des Paläoklimas für den gesamten Zeitraum seit 66 Millionen Jahren.

Das Kernarchiv des International Ocean Discovery Program (IODP) im Zentrum für Meeresumweltwissenschaften (Marum) in Bremen.  Hier werden zahlreiche Bohrkerne aus dem Atlantik, dem Arktischen Ozean, dem Mittelmeer, dem Schwarzen Meer und der Ostsee gelagert.



Fotogallerie



Paläoklimatologie
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Bohrkerne spiegeln das Erdklima wider


Für ihre paläoklimatologischen Analysen verwenden die mit Westerhold arbeitenden Forscher unter anderem eine Messmethode, die auf den amerikanischen Nobelpreisträger für Chemie, Harold Urey (1893 bis 1981), zurückgeht. Es basiert auf der Tatsache, dass die drei natürlichen Sauerstoffisotope in drei verschiedenen Konzentrationen auftreten. Das häufigste Isotop mit durchschnittlich 99,76 Prozent ist Sauerstoff-16 (¹⁶O) mit acht Protonen und acht Neutronen im Atomkern. Andererseits ist Sauerstoff-17 (¹⁷O) mit 17 Neutronen mit 0,04 Prozent die seltenste Variante. Sauerstoff-18 (¹⁸O) kommt in der Natur mit durchschnittlich 0,2 Prozent vor. Da es zwei Neutronen mehr als ¹⁶O hat, ist es auch etwas schwerer. Beim Verdampfen von Meerwasser ist Sauerstoff-18 im Vergleich zu ¹⁶O aufgrund seines etwas höheren Gewichts im Nachteil. Damit es verdunsten kann, muss die Wassertemperatur etwas höher sein als bei der leichten Sauerstoffvariante ¹⁶O.

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