Schweiz: Die SVP lässt die Konföderierten über ihre Beziehungen zur EU abstimmen
Wer in diesen Tagen von der Schweiz Laufwerke können den Eindruck erwecken, dass er in einem Zeitsprung gefangen ist. An jeder Wand hängen Plakate mit der Aufschrift „Zu viel ist zu viel!“, Und in Blue Jeans sieht man einen großen Boden, der sich in der kleinen Schweiz niederlässt. Die Sterne am Gürtel, die diese Hosen hochhalten, machen deutlich: Dies ist der rücksichtslose fette Bauch MICH. Und die Schweiz? Auf diesem Bild ist es schon halb kaputt, die Last des dicken Mannes ist einfach zu groß.
So weit, so bekannt. Die rechtskonservative SVP, die seit Beginn des Jahrhunderts die stärkste Partei des Landes ist, hat die Schweizer so oft Entscheidungen über ihre Beziehungen zur EU treffen lassen, dass die Begrenzungsinitiative, über die an diesem Sonntag abgestimmt wird, bekommt kaum Aufmerksamkeit.
Vor zwei Jahren gab es bereits ein Schwexit-Szenario
Das ist überraschend. Noch vor zwei Jahren, als die SVP Unterschriften gegen den mit der EU vereinbarten freien Personenverkehr sammelte, waren Politikwissenschaftler alarmiert: Wenn sich die Rechtspopulisten an der Wahlurne durchsetzen würden, müsste die Schweiz alle Verträge mit der EU und neu aushandeln Es besteht die Gefahr, dass der Zugang zu ihnen wichtige Handelspartner verliert.
Ein Schwexit-Szenario. Denn obwohl die Schweiz nie Mitglied von Brüssel war, würde dies einem Rücktritt von einem klar geregelten Satz von Vereinbarungen gleichkommen. Und das Chaos, das die Briten in den letzten Monaten erlebt haben, könnte sich in Bern wiederholen.
Im Februar 2014 war die SVP mit einer vergleichbaren Initiative erfolgreich. Die „Masseneinwanderungsinitiative“ überzeugte 50,3 Prozent der Bürger. Auch hier lag der Schwerpunkt auf dem freien Personenverkehr. Die SVP wollte die Einwanderung mit Höchstzahlen und Quoten kontrollieren, was den Vereinbarungen mit Brüssel über den freien Personenverkehr zuwiderläuft. Mit dieser Freizügigkeit sind zahlreiche weitere Vereinbarungen verbunden.
Die Umfragen sehen die Begrenzungsinitiative weit hinter sich
Der Berner Bundesrat suchte jahrelang nach einer Möglichkeit, dieses Votum umzusetzen, ohne alle anderen Verträge mit der EU zu gefährden. Am Ende gab es einen geschwächten Kompromiss. Seit Juli 2018 verpflichtet das „Inländervorrang light“ die Arbeitsämter, ihre Bewerbungen zunächst nur den regional registrierten Arbeitslosen zugänglich zu machen. Dieser Zeitvorteil soll den Schweizern einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz aus dem Ausland verschaffen. Diese Regelung ist jedoch weit entfernt von den ursprünglich vorgeschriebenen Quoten.
Für die SVP war dies Verrat. Sie beschimpfte das „Inländervorrang-Licht“ als „Anti-Business-Bürokratie-Monster“ und „verfassungswidrig“. Die derzeitige Begrenzungsinitiative soll nun das ursprüngliche Anliegen durchsetzen – und schließlich den verhassten freien Personenverkehr abschaffen. Der Abstimmungstext lässt diesmal keine Kompromisse zu.
Aber es sieht nicht so aus, als würde er sich durchsetzen. Die Umfragen sehen die Begrenzungsinitiative weit hinter sich. Nur 30 Prozent oder mehr der Schweizer, die konsequent für die SVP stimmen, wollen für die Initiative stimmen.
„Man könnte das Gefühl haben, dass es in der Schweiz jeden Tag enger wird“
Viele, die 2014 für die Masseneinwanderungsinitiative gestimmt haben, haben die Angelegenheit fallen gelassen. Warum ist das so? „Migration war damals ein zentrales Thema“, sagt der Zürcher Politikwissenschaftler Michael Hermann. „Die Medien berichteten viel, man konnte das Gefühl bekommen, dass es in der Schweiz jeden Tag enger wird“, erinnert er sich. „Inzwischen sind andere Themen wichtiger geworden.“ Hermann glaubt: „Gleiches gilt für die SVP. Sie hat auch an Bedeutung verloren.“
Die rechtskonservative Partei ist in vielerlei Hinsicht ein Vorläufer der Bewegungen, die in den letzten Jahren in ganz Europa erfolgreich waren. Aber der Erfolg dieser geistlichen Brüder und Schwestern hat der Partei nichts Gutes getan. Solange sich das Schweizer Recht als eigenwilliger Sonderfall präsentieren konnte, waren ihre Landsleute ihnen irgendwie sympathisch. Als rechte Politiker aus Deutschland, Ungarn, Frankreich und Österreich mit denselben Parolen Erfolge feierten, betrachteten viele Schweizer ihre SVP mit anderen Augen.
Patriarch Christoph Blocher versuchte immer, sich von den ausländischen Bewegungen zu distanzieren. Sein Kronprinz Roger Köppel hingegen reiste mit großer Sympathie zu den rechten Protesten in Chemnitz und lud Donald Trumps Strategen Steve Bannon nach Zürich ein. Blocher, der bald 80 Jahre alt sein wird, hatte nie Probleme, die Party in Einklang zu bringen. Aber jetzt, wo sein Einfluss nachlässt, scheint niemand wirklich zu wissen, wohin er gehen soll.
Ohne die Angst vor politischen Gegnern fehlt der rechten Partei sozusagen Sauerstoff
Für Michael Hermann sind die Schweizer Rechtspopulisten Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden. „Die Leute hatten lange Zeit Angst vor der SVP, viele haben sie größer gemacht als sie war.“ In den letzten Jahren hat die Partei jedoch eine Reihe von Niederlagen erlitten, sowohl bei Abstimmungen als auch bei Wahlen.
Die Kampagnen der Partei in der Vergangenheit beruhten auf Provokationen und empörten Reaktionen. Ohne die Angst vor politischen Gegnern fehlt der rechten Partei sozusagen Sauerstoff. Dies ist einer der Gründe, warum der Wahlkampf in den letzten Wochen eher ruhig verlief.
Sollte die Partei am kommenden Sonntag so deutlich verlieren, wie es die Umfragen vorhersagen, werden die rechten Konservativen vor einer bitteren Erkenntnis stehen: Mit dem Thema Migration können auf absehbare Zeit keine Stimmen mehr gewonnen werden.