Stadt Hamburg, Deutschland, beginnt mit Bohrungen für Geothermieprojekt
Die Bohrungen für ein geplantes Pilotprojekt zur Erdwärmeversorgung von 5.000 Haushalten in der Hansestadt Hamburg haben begonnen.
In Wilhelmsburg, einem Stadtteil von Hamburg, haben heute die Bohrungen für Erdwärme begonnen, wie der Energieversorger mitteilte Hamburger Energiewerke. Wir haben bereits über die Förderung durch die Bundesregierung und das Projekt selbst berichtet.
Den Startschuss gaben Hamburgs Staatsrat für Umwelt, Klima, Energie und Landwirtschaft, Michael Pollmann, gemeinsam mit den Geschäftsführern der Hamburger Energiewerke, Michael Prinz und Ingo Hannemann von Hamburg Wasser. Die Bohrarbeiten sind der erste Schritt zum Bau einer Geothermieanlage am Standort, die im Rahmen des Energiewendeprojekts IW3 bis 2024 umgesetzt werden soll.
Bei erfolgreichem Abschluss der Bohrungen wird die Geothermieanlage künftig Erdwärme in Form von heißem Thermalwasser aus 3.500 Metern Tiefe an die Oberfläche pumpen. Die Energie wird dem Wasser über Wärmetauscher entzogen und in das dezentrale Nahwärmenetz in Wilhelmsburg eingespeist. Das gekühlte Wasser wird dann wieder in die thermalwasserführende Schicht im Untergrund geleitet. Dafür sind zwei Brunnen geplant: eine Förderbohrung zur Förderung des heißen Thermalwassers und eine Injektionsbohrung zur Rückführung in den Untergrund. Die Bohrungen werden voraussichtlich im August abgeschlossen sein. Mit einer Leistung von 10 Megawatt könnten rund 5.000 Haushalte in Wilhelmsburg mit grüner Wärme und gleichzeitig rund 7.000 t CO versorgt werden 2 konnten jedes Jahr eingespart werden. Weitere Details finden Sie auf der Projektwebsite Hier.
Michael Polmann, Staatsrätin für Umwelt, Klima, Energie und Landwirtschaft: „Tief in der Erde unter Hamburg schlummert ein energetischer Schatz. Diese wollen wir nun wiederherstellen. Die Tiefe Geothermie, für die wir heute in Hamburg den Startschuss geben, bietet erhebliches Potenzial zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung. Wir zeigen einmal mehr, wie Hamburg den Kohleausstieg umsetzt, wie wir die Steinkohle in Wedel durch viele saubere Quellen ersetzen und damit auch neue Technologien vorantreiben. Bei Tiefenbohrungen bleibt immer ein Restrisiko in Sachen Entdeckung, aber wir sind zuversichtlich, dass das Projekt erfolgreich sein wird, denn alles deutet darauf hin, dass Geothermie einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende in Hamburg leisten kann und wird.“
Michael Prinz, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke GmbH: „Wir haben viele Jahre auf den Bohrbeginn hingearbeitet und ich freue mich sehr, dass wir diesen wichtigen Meilenstein nun erreicht haben. Hier liefern wir ein wegweisendes Konzept zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung. Ziel unseres Projektes ist es, zunächst einen Beitrag zu einer umweltfreundlichen und nachhaltigen Wärmeversorgung in Wilhelmsburg zu leisten und auch als umsetzbare Blaupause für andere Städte und Gemeinden in Norddeutschland für eine eigene Wärmewende zu dienen.
Ingo HannemannSprecher der Geschäftsführung von Hamburg Wasser: „Ich freue mich sehr zu sehen, wie das gemeinsame Projekt der Hamburger Energiewerke und Hamburg Wasser Wirklichkeit wird. Von beiden Seiten wurde viel Know-how und Herzblut investiert, um eines der wichtigsten Versorgungsprojekte der Stadt umzusetzen, bei dem der Klimaschutz klar im Fokus steht. Wir nutzen unsere jahrzehntelange Erfahrung in den Bereichen Wasser, Energie und Hydrogeologie, um gemeinsam mit anderen städtischen Akteuren an Innovationen zu arbeiten, die Versorgungssicherheit und Umweltschutz verbinden. Das sehen wir als unseren Auftrag für die Stadt Hamburg und ihre Menschen.“
Das System ist Teil der Reallabor IW3 Integrierte Wärmewende Wilhelmsburg, die eine nahezu CO2-freie Wärmeversorgung der Wilhelmsburger Wohngebiete zum Ziel hat: Neben bestehenden Wärmeerzeugern wie Solarthermie bildet die Nutzung von Geothermie die Basis des Projekts. Durch die zusätzliche Einbindung von sektorübergreifenden Technologien wie Wärmepumpen, Power-to-Heat-Anlagen und die Nutzung von selbst erzeugtem erneuerbarem Strom wird ein CO2-neutrale Versorgung möglich. Zudem ist der Bau eines saisonalen Aquiferspeichers geplant, um überschüssige Wärme aus den Sommermonaten im Winter nutzen zu können. Unterschiedliche Energiebedarfe können so effizient mit unterschiedlicher Energieverfügbarkeit kombiniert werden. Ein digitaler Wärmemarktplatz bündelt alle lokalen Energieerzeuger und -verbraucher und ermöglicht eine kosteneffiziente und klimafreundliche Versorgung von Gebäuden mit Strom. Die Investitionskosten für das Projekt IW3 belaufen sich auf 70 Mio. Euro.
Als „Reallabor der Energiewende“ fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) das Projekt zudem mit insgesamt rund 22,5 Millionen Euro. Die Reallabore sind Teil des 7. Energieforschungsprogramms, mit dem die Bundesregierung Forschung und Entwicklung im Bereich zukunftsweisender Energietechnologien fördert. Sie erproben innovative Technologien und deren Zusammenspiel im industriellen Maßstab und unter realen Bedingungen. Dies kann sich auf ein Quartier oder auf ein ganzes Quartier beziehen, wie im Projekt IW3 vorgesehen. Die in den Reallaboren gesammelten Erfahrungswerte werden genutzt, um den Umbau des Energiesystems in Deutschland voranzutreiben.
Neben den Hamburger Energiewerken als Konsortialführer sind die Hamburg Energie Geothermie GmbH (HEGeo), die Consulaqua mbH, die HIR Hamburg Institute Research gGmbH, die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) und die Christian-Albrechts-Universität (CAU) in Hamburg beteiligt Projekt Kiel beteiligt.
Quelle: Hamburger Energiewerke