„Tiefe der deutsch-französischen Beziehungen“: Macron trifft den deutschen Präsidenten zu einem seltenen Staatsbesuch
Der französische Präsident Emmanuel Macron wird am Sonntag seinen deutschen Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier in Berlin besuchen, was als höchste diplomatische Geste der Höflichkeit gilt.
Der französische Präsident Emmanuel Macron wird am Sonntag Deutschland einen Staatsbesuch abstatten – die erste derartige Reise eines französischen Präsidenten seit 24 Jahren.
Obwohl Präsident Macron regelmäßig nach Berlin reist, um sich mit Bundeskanzler Olaf Schulz zu treffen, kann der Staatsbesuch nur durch seinen deutschen Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier verlängert werden.
Ziel dieses Besuchs ist es, „die Beständigkeit und Tiefe der deutsch-französischen Beziehungen“ aufzuzeigen.
Janet Su, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Kommission für deutsch-französische Beziehungen (SERVA), sagt, das Ziel des Besuchs bestehe darin, „Annäherungspunkte zwischen Frankreich und Deutschland in Zukunftsthemen wie Technologie, Innovation und künstliche Intelligenz zu finden“. Auch Demokratie und Jugend werden ganz oben auf der Tagesordnung stehen.
Su betonte, dass der Besuch auf beiden Seiten Anstrengungen unternommen habe, „die deutsch-französischen Beziehungen wiederzubeleben, die nicht immer von ihrer besten Seite waren“. Sie sagte, dass die Atomenergie „ein heikles Thema zwischen den beiden Ländern bleibt“.
Deutschland hat seine letzten Atomkraftwerke im Jahr 2023 geschlossen, was im krassen Gegensatz zu Frankreich steht, das 70 % seines Energiebedarfs durch Kernenergie deckt.
„In Berlin wird es auch einen wichtigen Aspekt im Zusammenhang mit der Demokratie geben, und dazu gehört auch die Konfrontation mit der extremen Rechten, die bei den bevorstehenden EU-Wahlen derzeit auf dem Vormarsch ist“, fügte Su hinzu.
Macron ist auf großer Tour
Der französische Präsident wird Berlin, Dresden und Münster besuchen. Die beiden Präsidenten werden außerdem den 75. Jahrestag der deutschen Verfassung feiern und das Holocaust-Mahnmal besuchen.
Im Anschluss an den Staatsbesuch findet am Dienstagabend eine deutsch-französische Kabinettssitzung an der Seite von Bundeskanzler Schulz statt.
Macron hatte ursprünglich vor, Deutschland im Juli letzten Jahres zu besuchen, musste den Besuch jedoch aufgrund von Unruhen in Frankreich in letzter Minute absagen.
Manche Berliner werten den Staatsbesuch am Sonntag als eine positive Aktion.
Der deutsche Maler und Schriftsteller Wolfram Weickert sagte, er unterstütze Macron und bewundere seine Politik, aber „das Einzige, was ich nicht will, ist, dass er den Luftraum in der Ukraine verteidigt oder Bodentruppen schickt.“
Während Macron die Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine nicht ausschloss, machte Schulz deutlich, dass die Entsendung europäischer oder NATO-Streitkräfte in die Ukraine für Deutschland eine rote Linie überschreiten würde.
Der Besuch kommt für die beiden europäischen Länder zu einem angespannten Zeitpunkt, da Meinungsumfragen darauf hindeuten, dass euroskeptische Parteien bei den bevorstehenden Wahlen zur Europäischen Union eine Mehrheit erreichen könnten. Beide Länder werden sich darauf konzentrieren, eine geeinte europäische Stärke zu demonstrieren.