USA: Joe Biden nennt den Arbeitsmarktbericht düster
Trotz steigender Kronenzahlen und neuer Kontaktbeschränkungen in weiten Teilen des Landes sank die Arbeitslosenquote in den USA im November erneut. Die Rate fiel von 6,9 Prozent im letzten Monat auf 6,7 Prozent, teilte das US-Arbeitsministerium am Freitag in Washington mit. Analysten hatten nur einen Rückgang auf 6,8 Prozent erwartet. Nach Angaben des Ministeriums war die Schaffung von Arbeitsplätzen mit 245.000 neuen Arbeitsplätzen jedoch viel geringer als erwartet.
Der nächste Präsident der USA Joe Biden hat nach der Veröffentlichung neuer Beschäftigungsdaten seine Besorgnis über die wirtschaftliche Situation des Landes zum Ausdruck gebracht. „Dies ist ein trostloser Arbeitsbericht“, sagte er. Die Daten vom November zeigten eine wirtschaftliche Pattsituation und bestätigten, dass „wir uns immer noch inmitten einer der schlimmsten Wirtschafts- und Beschäftigungskrisen in der jüngeren Geschichte befinden“.
Das Beschäftigungswachstum im November liegt weit unter den Prognosen
Bericht Nach Angaben des Arbeitsministeriums wurden im November in den USA nur 245.000 neue Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft geschaffen – der niedrigste Wert seit dem historischen Einbruch des Arbeitsmarktes im April. Experten hatten einen deutlich stärkeren Anstieg erwartet.
Die Erholung auf dem US-Arbeitsmarkt hat sich nach dem historischen Fall zu Beginn der Pandemie bislang fortgesetzt, verliert jedoch an Dynamik. Zum Vergleich: Im Oktober betrug das Beschäftigungswachstum noch 638.000 neue Arbeitsplätze, seit April wurden durchschnittlich zwei Millionen Arbeitsplätze pro Monat geschaffen. Jetzt kommt der Aufstieg immer mehr zum Stillstand. „Die dritte Kronenwelle in den USA verlangsamt derzeit die Schaffung von Arbeitsplätzen erheblich“, kommentierte Thomas Gitzel, Chefökonom bei der VP Bank, die neuesten Arbeitsmarktdaten.
Trotz der positiven Entwicklung der letzten Monate ist der US-Arbeitsmarkt vor der Corona-Krise, als die Arbeitslosenquote nur 3,5 Prozent betrug, alles andere als stark. Die Pandemie brachte die US-Wirtschaft im Frühjahr vorübergehend fast zum Erliegen und führte zu einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf mehr als 14 Prozent zu einem Zeitpunkt, dem höchsten Stand seit Beginn der Einschreibung nach dem Zweiten Weltkrieg. Seitdem hat sich die Situation stetig verbessert, aber die Fortschritte verlangsamen sich ständig.
Wie turbulent der Arbeitsmarkt in den USA noch ist, zeigten am Donnerstag neue Anträge auf Arbeitslosenunterstützung. Nach Angaben des Arbeitsministeriums gab es letzte Woche 712.000 neue Anträge auf staatliche Unterstützung. Dies war ein Rückgang von rund 75.000 im Vergleich zur letzten Woche und deutlich weniger als der von Experten erwartete Durchschnitt. Doch bevor die Pandemie ausbrach, betrug der wöchentliche Bedarf meist nur etwa 200.000.
„Warnzeichen“ für die Fed
Insgesamt haben in den USA kürzlich etwa 20,2 Millionen Menschen irgendeine Form von Arbeitslosengeld erhalten. Zum Vergleich: Vor einem Jahr waren es nur 1,6 Millionen. Der deutliche Rückgang der Arbeitslosenquote ist ebenfalls nicht zu überschätzen. Hier warnt beispielsweise Dekabank-Chefökonom Ulrich Kater vor „erheblichen Verzerrungen“. Die Statistiken zeigten eine sehr rosige Situation, da viele Menschen den Arbeitsmarkt entmutigt verlassen hatten, aber nicht in den Zahlen enthalten waren. Die US-Notenbank geht auch davon aus, dass die reale Arbeitslosenquote viel höher ist.
Für die Fed sind die jüngsten Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt ein „Alarmsignal“, sagt der Bankökonom VP Gitzel. Trotz der Kernzinssätze bei Null und einer ansonsten extrem lockeren Geldpolitik muss der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, in diesem Jahr „wahrscheinlich noch einen Schritt weiter gehen“. Die Beschäftigung in der größten Volkswirtschaft der Welt litt im November besonders stark unter dem Verlust von Arbeitsplätzen im öffentlichen Sektor. Beispielsweise wurden wie im Vormonat viele Hilfskräfte, die vorübergehend von den US-Behörden für eine Sommerzählung eingestellt wurden, aus der Statistik entfernt.