Warntag 2020 in Deutschland: Testalarm vermasselt – Sirenen schweigen
E.Das erste Mal seit der Wiedervereinigung war an diesem Donnerstag in Deutschland bundesweiter Warnungstag gehaltenen. Im Katastrophenfall sollten verschiedene Warnoptionen getestet werden, z. B. Sirenen, Ansagen per Lautsprecher, Nachrichten über soziale Medien und Warn-Apps sowie digitale Werbetafeln. Der Testalarm begann um 11 Uhr
Das Bundesamt für Katastrophenschutz und Katastrophenhilfe (BBK) kündigte an, dass die Bürger die Prozesse kennenlernen sollten, damit sie die Warnmeldungen im Notfall richtig wahrnehmen und klassifizieren können.
Warnungen bei Bränden oder beim Auftreten radioaktiver Strahlung sind denkbar, aber auch bei Stromausfällen oder Erdbeben und Überschwemmungen. Das Bundesamt warnt in besonderen Situationen auch über die Nina-Warn-App vor Krankheitserregern wie dem Coronavirus. Weitere Warn-Apps sind Biwapp (Bürgerinformations- und Warn-App), Katwarn und verschiedene regionale Angebote.
In Berlin war so viel schon im Voraus klar, es würde ruhig bleiben, schrieb der „Tagesspiegel„. Seit den 1990er Jahren gibt es in der Hauptstadt keine Zivilschutzsirenen mehr. Der Grund: Berlin ist zu dicht besiedelt. Nach Angaben der Innenverwaltung des Senats können Warnungen vor Gefahren nicht genug gegeben werden. Eine Sirene aus dem Bezirk Berlin-Kreuzberg kann auch im benachbarten Berlin-Schöneberg zu hören.
Auch anderswo schwieg es, und einige Twitter-Nutzer äußerten sich enttäuscht. Dein Humor hat sich durchgesetzt. Die Warn-Apps des Mobiltelefons schienen auch oft keine Warnung anzuzeigen.
Die Warn-App, in der Nina berichtet hat BerlinWenn überhaupt, 30 Minuten zu spät, mit der Katwarn-App war die Nachricht für Mecklenburg-Vorpommern auch nur 30 Minuten später.
Für viele Benutzer antwortete Nina überhaupt nicht. „Wir wissen, dass es teilweise funktioniert hat“, sagte eine Sprecherin der BBK. In einigen Fällen war jedoch auch das modulare Warnsystem überlastet.
Bestehende Sirenen schwiegen laut Berichten auf Twitter auch oft. An einigen bayerischen Orten herrschte Erstaunen. Zum München erklärte ein Feuerwehrsprecher, dass es in der Landeshauptstadt seit vielen Jahren keine Sirenen mehr gebe. Auch in Mecklenburg-Vorpommern es war an vielen Orten ruhig, zum Beispiel in Rostock, Schwerin und Neubrandenburg, weil die Sirenen nach 1990 abgebaut worden waren Brandenburg war in Frankfurt (Oder), Cottbus und an einigen Stellen in Potsdams Sirenen zu hören.
Im Thüringen Die Sirenen waren an vielen Stellen still und die Warn-App Nina erhielt die Warnmeldung nur eine halbe Stunde zu spät auf Smartphones. Immerhin warnte die Thüringer Polizei um 11 Uhr via Twitter. Im Sachsen In Dresden und Leipzig blieb es ruhig.
Die Entwarnung für die Apps, die um 11.20 Uhr erfolgen sollte, erfolgte erst nach 11.40 Uhr. Die Testwarnung wurde auf mehreren Fernsehkanälen als Lauftext angezeigt. Der Warntag ist zukünftig jeden zweiten Donnerstag im September geplant.
Das Bundesamt für Katastrophenschutz und Katastrophenhilfe hat nun Probleme mit der Verbreitung des Testalarms eingestanden. Laut BBK konnte der landesweite Bericht aufgrund der „nicht geplanten gleichzeitigen Auslösung einer großen Anzahl von Warnmeldungen“ nur verspätet zugestellt werden. auf Twitter Mit. Denn das im Voraus diskutierte Freigabekonzept sah „eine reine Freigabe durch die Bundesregierung“ und nicht durch die Bundesländer und Gemeinden vor. Dies liefert „wichtige Erkenntnisse für die Erweiterung“ des Berichtssystems.
Die Deutschen sind mit dem Thema bisher nicht sehr vertraut
„Es geht nicht darum, Angst und Hysterie zu schüren“, sagte BBK-Präsident Christoph Unger über die Existenz des Warnschilds. „Das wäre kontraproduktiv.“ Aber man sollte die Bevölkerung auch nicht wiegen. Tatsache ist, dass die Deutschen mit dem Thema nicht sehr vertraut sind und dass dies Risiken birgt. Zum Beispiel sollten Sie immer einige Tage lang Vorräte im Haus haben.
„Unser Ziel ist es vor allem, die Menschen zum Nachdenken über das Thema zu ermutigen“, sagte Unger. „Wir haben an einem Warnungstag in Nordrhein-Westfalen gesehen, dass sich Kinder in Schulen und Kindergärten mit dem Thema befasst haben. Dies schafft eine gewisse Sensibilität, und das ist uns wichtig. „“
Flüchtlingshelfer baten beispielsweise Kriegsflüchtlinge aus Syrien, vorab über die Aktion informiert zu werden: Das Heulen der Sirenen könnte beispielsweise traumatische Erinnerungen an Bombenanschläge hervorrufen. Alte Menschen kennen das Heulen von Sirenen seit ihrer Kindheit während des Zweiten Weltkriegs. Während des Kalten Krieges in den 1970er und 1980er Jahren heulten die Sirenen in Deutschland regelmäßig. Seit dem Fall der Mauer wurden die Sirenen jedoch in vielen Regionen abgebaut.
Psychologe warnt vor Konsequenzen
Hier kommt die Kritik des Psychologen Andreas Hamburger von der Internationalen Psychoanalytischen Universität Berlin ins Spiel, der nichts vom Einsatz von Sirenen hält.
„Menschen, die selbst als Kinder Luftangriffe erlebt haben, sei es in Deutschland während des Krieges, oder Flüchtlinge, die aus Kriegssituationen gekommen sind, werden sofort und sehr intensiv auf solche Signale mit Panikgefühlen reagieren. Damit man sich fragen muss oder sollte: Ist es notwendig und was ist der eigentliche Zweck, diese Reflexe bei Menschen auszulösen, die solche Erfahrungen gemacht haben? „Er sagte.
Seit seiner Kindheit erinnert er sich noch an die Luftangriffsübungen des Kalten Krieges, die ihn immer erschauderten. „Ich verstehe nicht ganz, warum Sie diese Inszenierung brauchen, um die gute alte Luftangriffssirene wieder auszurotten, denn heutzutage gibt es natürlich viel effizientere und auch leisere Formen.“