Wie Indien und Deutschland zusammenarbeiten können, um den Klimawandel zu bekämpfen
Seit mehr als einem Jahr befinden sich Indien, Deutschland und die ganze Welt in einer Krise. Die COVID-19-Pandemie hat kein Land unberührt gelassen. Man kann mit Sicherheit sagen, entweder werden wir Covid-19 weltweit besiegen oder gar nicht.
Das Virus hat kurzzeitig von einer weiteren Krise abgelenkt – dem Klimawandel und seinen Auswirkungen. In Südasien und Europa sind wir an schwüles Wetter, Überschwemmungen, dramatische Erschöpfung des Grundwasserspiegels und Dürre gewöhnt. Auch der Klimawandel könnte die Welt daran hindern, die Sustainable Development Goals (SDGs) zu erreichen.
Wir waren uns einig, dass die globale Erwärmung unter 2 Grad Celsius und wenn möglich auf 1,5 Grad gehalten werden soll. Bereits im Dezember 2015 haben sich 195 Länder Paris angeschlossen, um ein ehrgeiziges Klimaabkommen zu unterzeichnen. Jedes dieser Länder muss seiner Verantwortung gerecht werden. Auch der Klimawandel ist eine Krise, die nur weltweit oder gar nicht überwunden werden kann.
Indien ist eines der wenigen Länder, das bereit scheint, die nationalen Ziele zu erreichen, die es sich im Rahmen des Pariser Abkommens gesetzt hat. Im Vergleich zu anderen G20-Ländern sind die Pro-Kopf-Emissionen sehr gering.
Gleichzeitig muss Indien die Entwicklungsinteressen eines Großteils seiner Bevölkerung im Auge behalten. Wir sind der festen Überzeugung, dass nachhaltiges Wachstum und Klimaschutz Hand in Hand gehen. Indien hat nun die Möglichkeit, in den nächsten 15 Jahren massiv in klimaintelligente und klimaresistente Infrastruktur zu investieren. Damit werden auch die Interessen der schwächsten Bevölkerungsgruppen gewahrt. Ohne Indien wäre die Welt nicht in der Lage, den Klimawandel zu bekämpfen. Ohne Indien können wir die SDGs nicht erreichen. Damit nimmt Indien im globalen Wettlauf um Nachhaltigkeit eine internationale Führungsrolle ein.
Die Europäische Union hat einen ehrgeizigen Green Deal beschlossen, um bis 2050 Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu erreichen und das Wirtschaftswachstum vom Verbrauch natürlicher Ressourcen zu entkoppeln. Deutschland hat vor kurzem Gesetze zur schnelleren Reduzierung von Treibhausgasen, zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 und zum Stopp der Verwendung von Kohle zur Stromerzeugung bis 2038 verabschiedet.
Als stellvertretende Minister im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung kommen wir mit größtem Vertrauen in den politischen Prozess des Landes und lernen von Indien. Wir sehen unsere Verantwortung als Industrienation, die Ökologisierung unserer Wirtschaft voranzutreiben und auch andere Länder zu unterstützen.
2015 vereinbarten der indische Premierminister und die deutsche Bundeskanzlerin, die strategische Partnerschaft zwischen beiden Ländern weiter zu stärken. Auf dieser Basis ist es Deutschland und Indien gelungen, ein Kooperationsportfolio im Wert von rund 12 Milliarden Euro aufzubauen. Bereits neun von zehn Maßnahmen unterstützen gemeinsam die Klimaziele und die Ziele der nachhaltigen Entwicklung.
Die deutsch-indische Entwicklungszusammenarbeit konzentriert sich auf drei Bereiche: den Übergang zu erneuerbaren Energien, nachhaltige Stadtentwicklung und nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen. Als Vorreiter bei der Energiewende bietet Deutschland Wissens-, Technologietransfer- und Finanzlösungen. Mehr als die Hälfte der indischen Bevölkerung wird bis 2050 in Städten leben. Unsere gemeinsamen Bemühungen unterstützen die indische Politik, angesichts begrenzter städtischer Ressourcen und des Klimawandels nachhaltige Lösungen für diese Wachstumsherausforderung zu finden.
Die Pandemie hat gezeigt, dass globale Lieferketten gefährdet sind. Aber auch im Bereich Landwirtschaft und natürliche Ressourcen werden in Indien und Deutschland smarte Lösungen für mehr Eigenständigkeit erprobt, darunter agrarökologische Ansätze und eine nachhaltige Bewirtschaftung von Wald, Boden und Wasser. Erfahrungen in Indien haben gezeigt, dass diese Methoden auch das Einkommen der Menschen vor Ort steigern und sie unabhängiger von teuren Düngemitteln, Pestiziden und Saatgut machen. Wir freuen uns darauf, die Arbeit in diesem Bereich zu vertiefen. Dies hängt mit der internationalen Gesundheitspolitik zusammen. Mit dem One-Health-Ansatz, der die enge Verknüpfung von Mensch und Tier in ihrem gemeinsamen Umfeld untersucht, wollen wir dazu beitragen, die Herausforderungen durch Bevölkerungswachstum, erhöhte Mobilität, schrumpfende Lebensräume, industrielle Landwirtschaft und intensive Tierhaltung zu bewältigen.
Letztlich glauben wir, dass die globalen Klimaziele und die Sustainable Development Goals nur durch die Zusammenarbeit von Regierungen, Privatwirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft erreicht werden können. Indien und Deutschland haben innovative Volkswirtschaften und viele gut ausgebildete Menschen. Dieses Potenzial müssen wir stärker nutzen.
Diese Kolumne erschien erstmals am 10. September 2021 unter der Überschrift „The Other Common Crisis“. Die Autoren sind stellvertretende Minister des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
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